Verkauf von Warner Bros.: Donald Trump will CNN den Garaus machen

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Falls noch Zweifel daran bestanden haben sollten, dass es Donald Trump bei dem Tauziehen um den Verkauf von Warner Bros. Discovery (WBD) vor allem um die Zukunft des Warner-Tochtersenders CNN geht, dann sind diese jetzt endgültig ausgeräumt: Jedweder Deal sollte den Verkauf von CNN und den Übergang des Nachrichtensenders in neuen Besitz beinhalten, fordert der US-Präsident. Dies sei „geboten“, weil „die jetzigen Eigentümer entweder korrupt oder inkompetent sind“, sagte Trump vor Reportern bei einem Treffen mit Wirtschaftsmanagern im Weißen Haus.

Korruption erkennen Beobachter freilich in den Machenschaften Trumps mit seinem Kumpel, dem Oracle-Gründer Larry Ellison und dessen Sohn David, der vor vier Monaten den Konzern Paramount und den dazugehörigen Sender CBS übernahm und jetzt nach Warner Bros. und CNN greift. Die Fusion von Paramount und ihrem eigenen Konzern Skydance hatten die Ellisons unter anderem durch die Zusage zustande bekommen, Trump-freundliche Werbespots im Wert von 16 Millionen Dollar über den Schirm zu schicken. David Ellison installierte sodann die konservative Meinungsjournalistin Bari Weiss als Nachrichtenchefin von CBS. Im Bieterkrieg um Warner Bros. wiederholt sich das Zusammenspiel zwischen dem US-Präsidenten und seinem Kumpan, dem Medienmogul Ellison senior. Er soll mit Trump bereits Programmänderungen bei CNN durchgesprochen und die Entlassung der Moderatorinnen Erin Burnett und Brianna Keilar, die Trump ein Dorn im Auge sind, in Aussicht gestellt haben.

Die Ellisons dachten, sie hätten schon gewonnen

Die Ellisons und Paramount sahen sich offenbar schon als künftige Herren von Warner Bros. Aber dann gab der Warner-Vorstand den Zuschlag für seine Unterhaltungssparte, darunter das Filmstudio und der Sender HBO Max, für knapp 83 Milliarden Dollar an Netflix; die Kabelsender, darunter auch CNN, sollen in einen separaten Konzern ausgelagert werden (F.A.Z. vom 9. Dezember). Das kontern die Ellisons nun mit dem feindlichen Übernahmeangebot für den gesamten Konzern für mehr als 108 Milliarden Dollar.

Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, hatte sich Larry Ellison, kaum dass die Einigung zwischen Warner und Netflix bekannt geworden war, telefonisch bei Trump beschwert, dass der Netflix- Deal den Wettbewerb beschädige. Die Warner-Aktionäre entscheiden nun darüber, ob der Plan der Ellisons, die US-Medienlandschaft Stück für Stück ins MAGA-Lager zu holen, gelingt. „Wir wollen zu Ende bringen, was wir angefangen haben“, sagt Larry Ellison über den Deal, der den Warner-Anlegern angeblich 18 Milliarden Dollar mehr bringen würde als das Geschäft mit Netflix.

Dass die Ellisons sich ihrer Sache sicher fühlen, hat auch damit zu tun, dass hinter der Finanzierung der gewünschten Warner-Übernahme auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner steht sowie Investoren aus Saudi-Arabien.

Trump lässt sich von beiden Seiten umwerben

Öffentlich hat sich Trump, dessen Justizministerium die anstehende Fusion von Warner mit einem der beiden Interessenten genehmigen muss, bisher weder auf die Seite von Netflix noch auf die von Paramount geschlagen. Das „Wall Street Journal“ meint, es gefalle ihm, von beiden Seiten umworben zu werden. Wobei Trump ganz selbstverständlich keinen Hehl daraus macht, dass er von denen, die den Zuschlag bekommen, absolute Gefolgschaft erwartet. Und wehe, wenn nicht. Als das CBS-Flaggschiffmagazin „60 Minutes“ kürzlich ein Interview mit der MAGA-Abtrünnigen und zur Trump-Kritikerin mutierten Marjorie Taylor Greene sendete, fing Trump an, zu toben. Die neuen CBS-Eigentümer seien „um keinen Deut besser als die alten“, teilte er mit, „60 Minutes“ sei „noch schlimmer geworden, seit sie es gekauft haben“.

Auf CNN hat sich Trump seit Langem eingeschossen. Immer wieder beleidigt er die Journalisten des Senders. Kürzlich beschimpfte er die Moderatorin Kaitlan Collins als „dämlich und fies“. Trumps Versuch während seiner ersten Amtszeit, einen Verkauf von CNN zur Bedingung der Fusion von Time Warner und AT&T zu machen, war gescheitert. Jetzt könnte er Erfolg haben. Bei der Genehmigung der Warner-Übernahme werde er mitreden, sagte der US-Präsident.

Der Nachrichtensender „MS Now“, ehemals MSNBC, kommentierte, all dies sei „direkt dem Taktikhandbuch Viktor Orbáns entnommen“, so mache man Medien zu „verlässlichen In­strumenten der Staatsmacht“. Die Ellisons mögen zwar, wie die „New York Times“ meint, weniger aus politischer denn aus geschäftlicher Überzeugung handeln – David Ellison hat früher unter anderem an Joe Bidens demokratische Wahlkampagne gespendet und Gefallen an den Trump-kritischen Paramount-Shows „South Park“ und „The Daily Show“ geäußert. Aber so sei das eben, wenn man sich aus Opportunismus der Macht andient: „Wenn man dem Löwen Fleisch zuwirft, will er immer noch mehr.“

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