Welcome to the Putin-Show: Mehr als vier Stunden war Wladimir Putin live im traditionellen TV-Marathon zu sehen und stellte sich Fragen einer ausgewählten Öffentlichkeit. Hauptthema war der Krieg in der Ukraine. Mit dabei auch SPIEGEL-Korrespondentin Christina Hebel:
Christina Hebel, SPIEGEL:
»Vor allen Dingen fiel auf, dass Putin lauter wurde mit der Stimme, als es um die NATO ging. Und diese harsche Rhetorik war kein Zufall, denn damit versucht Putin hier auch über die wirtschaftlichen, die sozialen Probleme, die das Land inzwischen hat, nach fast vier Jahren Krieg, abzulenken.«
Denn die russische Wirtschaft schwächelt nach dem Rüstungsboom der letzten Jahre – glaubt man Putin, dann nur, weil die Inflation bekämpft werde.
In der vom Kreml streng kontrollierten Show konnten auch Fragen eingesendet werden:
Christina Hebel, SPIEGEL:
»Auf zwei Leinwänden wurden immer wieder Fragen von Russinnen und Russen eingespielt, die fragten, warum die Renten so niedrig seien. Warum die Preise so stark gestiegen seien. Das war ein großes Thema hier. Oder warum bestimmte Straßen nicht endlich gemacht würden.«
Mehr als drei Millionen solcher Einsendungen wurden während der Sendung angezeigt. Auf viele ging Putin gar nicht ein. Dennoch trat er selbstbewusst auf – denn klar, das Ganze ist vor allem eine Propagandashow.
Christina Hebel, SPIEGEL:
»Auffällig war, dass Putin hier einen Kommandeur eingeladen hatte, seiner Streitkräfte, der von den Erfolgen an der Front berichtete. Das zeigt, dass Putin sich seiner Truppen sehr sicher ist und all seine Erfolge, die er militärisch durchsetzen kann.«
Richtig konkret wurde Putin, was die Friedensbemühungen angeht, nicht. Er sehe die Verantwortung bei Kyjiw und dem Westen. Die Show zeigte auch: Der 73-jährige Machthaber hat einen langen Atem. Die 300 Minuten Sendung zog er ohne Pause durch.

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