Erstmals wollen am Donnerstagnachmittag zwei Deutsche mit einer Rakete von Blue Origin, dem Raumfahrtunternehmen des Amazon-Gründers Jeff Bezos, einen Kurztrip ins All unternehmen. Die im Rollstuhl sitzende Michaela Benthaus ist eine der beiden Personen, sie wäre damit der erste Mensch mit Querschnittslähmung, der (wenn auch nur kurz) die Kármán-Linie überquert, die gedachte Grenze zum Weltraum in 100 Kilometer Höhe über der Erde.
Der Ausflug mit der Rakete »New Shepard« der Firma Blue Origin dauert etwa zehn Minuten, inklusive einer kurzen Phase der Schwerelosigkeit. Die Rakete startet in der texanischen Wüste bei Van Horn und fliegt weitgehend automatisiert. Der Start könnte sich allerdings noch kurzfristig verschieben.
Neben Benthaus, einer Ingenieurin der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, ist auch der frühere Raumfahrt-Ingenieur Hans Königsmann an Bord , zudem vier US-Unternehmer.
Signal für Inklusion
Benthaus ist seit einem Mountainbike-Unfall vor sieben Jahren querschnittsgelähmt. Mit ihrem Flug möchte sie auch ein Zeichen für Inklusion setzen, sagte sie im September in einem Interview im SPIEGEL: »Ich will mit meiner Mission auch daran erinnern, wie viele Menschen mit Behinderung es gibt – und dass unsere Erde barrierefreier werden muss.«
Für den Ein- und Ausstieg in die Blue-Origin-Kapsel nutzt Benthaus ein spezielles Rutschbrett. »Da setze ich mich von meinem Rollstuhl aus drauf«, sagte Benthaus. Dann rutsche sie darüber bis zu ihrem Sitz. »Für den Rückweg machen wir genau das Gleiche, nur in der umgekehrten Richtung.«
Das ausführliche Interview mit Michaela Benthaus lesen Sie hier .
Auch Katy Perry unter den Kunden
Benthaus' Mitreisender Königsmann hatte bis zum Jahr 2021 beim größten Konkurrenten von Blue Origin gearbeitet, dem Unternehmen SpaceX von Elon Musk. »Jetzt will ich einmal selbst wissen, wie es sich anfühlt, auf einer Rakete zu fliegen, und auch in Schwerelosigkeit von oben auf die Erde zu schauen, wenn auch nur kurz«, sagte Königsmann der Deutschen Presse-Agentur.
Blue Origin bietet die Kurztrips für Touristen seit einigen Jahren an. Bisher gab es rund ein Dutzend Starts. Etwa 80 zahlungskräftige Kunden waren den Angaben zufolge bisher an Bord, unter anderem die Musikerin Katy Perry und der Schauspieler William Shatner. Zu den genauen Kosten für ein Ticket äußert sich das Unternehmen nicht.
Die Flüge stehen vor allem wegen ihres geringen wissenschaftlichen Nutzens, der Wirkung auf Umwelt und Klima sowie des elitären Charakters in der Kritik. Es handele sich um unnötigen Weltraumtourismus für Superreiche, lautet der Vorwurf.

vor 11 Stunden
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