Die Beschlagnahmung des Öltankers »Skipper« durch die USA vor der venezolanischen Küste hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Ein US-Gericht hat eine stark zensierte Fassung des zugrunde liegenden Vollstreckungsbefehls veröffentlicht. Von dem 26-seitigen Dokument, das am 26. November von einem Richter unterzeichnet wurde, blieb mehr als die Hälfte unter Verschluss.
Nach Angaben des US-Justizministeriums verstößt der Öltanker mit seinen Transporten gegen Sanktionen und ist Teil eines Netzwerks, das die pro-iranische Hisbollah-Miliz sowie eine Einheit der iranischen Revolutionsgarden unterstützt.
Laut einem Bericht der »New York Times« (hier gelangen Sie zum kostenpflichtigen Artikel ) war der Tanker aus Venezuela zunächst Richtung Kuba gestartet. Das gehe aus internen Daten des venezolanischen staatlichen Ölkonzerns PDVSA hervor. Das Schiff habe im Verlauf der Reise dann aber einen kleinen Teil des geladenen Rohöls auf einen anderen Tanker geladen. Dieser sei dann Richtung Kuba gefahren. Die »Skipper« wiederum sei mit dem Großteil des Öls Richtung Asien gefahren, schreibt die Zeitung unter Berufung auf einen amerikanischen Regierungsvertreter.
Die US-Behörden hatten den Tanker beschlagnahmt, der fast zwei Millionen Barrel venezolanisches Rohöl geladen hatte. Auf einem von US-Justizministerin Pam Bondi im Onlinedienst X veröffentlichten Video waren Soldaten zu sehen, die sich von zwei Hubschraubern auf das Deck des Tankers abseilten und anschließend mit erhobenen Gewehren die Brücke des Schiffes betraten.
US-Heimatschutzministerin Kristi Noem erklärte, der US-Einsatz auf dem Schiff habe sich gegen das »Regime« des venezolanischen Staatschefs Nicolás Maduro gerichtet. Venezuela warf den USA einen »Akt internationaler Piraterie« vor.
Öl soll via Kuba nach China gehen
Laut Recherchen der »New York Times« liefert Venezuela Öl an Kuba, um das Land zu stützen. Ein großer Teil dieses Öls gehe aber nach China, um der kubanischen Regierung Devisen zu beschaffen. Wo das aus den Ölverkäufen erlöste Geld aber letztlich lande, lasse sich nur schwer nachvollziehen.
Unter Berufung auf einen US-Beamten schrieb die US-Zeitung, die Besatzung der »Skipper« habe aus etwa 30 Seeleuten bestanden. Die meisten von ihnen seien Russen. Bevor das Schiff venezolanisches Öl transportierte, sei es mehrere Jahre Teil einer verdeckten iranischen Tankerflotte gewesen und habe iranisches Öl nach Syrien und China gebracht.
Demnach gibt es ein Netzwerk aus denjenigen Staaten, die durch US-Sanktionen aus dem globalen Ölmarkt ausgeschlossen wurden. Venezuela, Kuba, Iran und Russland hätten voneinander gelernt, wie man Sanktionen umgeht und Öleinnahmen aufrechterhält. Es gehe weniger um eine gemeinsame antiamerikanische Haltung als um wirtschaftliche Interessen.
Venezuela, Iran und Russland konkurrierten zugleich um den chinesischen Ölmarkt, sagte Francisco J. Monaldi, Ölexperte an der Rice University in Houston, der Zeitung. Chinas Wirtschaftsmacht und Einfluss erlaubten es dem Land, weiterhin von den Vereinigten Staaten sanktioniertes Rohöl zu kaufen. »Diese Länder haben gemeinsame Interessen, aber auch einige gegensätzliche Interessen«, sagte Monaldi. »Meistens geht es nur ums Geschäft.«
Die USA werfen der sogenannten Schattenflotte vor, Sanktionen zu umgehen und Öl auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Der Einsatz auf dem Öltanker ist eine weitere Eskalation im Konflikt zwischen den USA und Venezuela.
Die Trump-Regierung hatte seit September immer wieder Boote angeblicher Drogenschmuggler in der Karibik und im Ostpazifik angegriffen. Dabei wurden mehr als 80 Menschen getötet. Beweise für eine Verbindung der versenkten Boote zum Drogenschmuggel legten die USA nicht vor. Völkerrechtler bezeichnen das Vorgehen als illegal.
Trump beschuldigt den venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro, seine Wiederwahl im Juli 2024 gefälscht zu haben sowie Drogenbanden zu kontrollieren und gezielt gegen die USA einzusetzen. Maduro vermutet hinter dem US-Vorgehen hingegen Pläne zu seinem Sturz.

vor 13 Stunden
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