Diesen Kommissaren schaut man sogar beim Verlieren gerne zu. Ein heiteres Whodunit aus dem Altersheim stimmt Fans auf den baldigen Abschied des Wiener "Tatort"-Duos ein.
14. Dezember 2025, 21:48 Uhr
Nun wissen wir, mit wem es weitergeht. Die neue Wiener Tatort-Folge Der Elektriker (ORF-Redaktion: Bernhard Natschläger, Kerstin Bertsch) ist schon die drittletzte des überaus beliebten aktuellen Ermittlerduos, bestehend aus der Bibi (Adele Neuhauser) und dem Eisner (Harald Krassnitzer). Nach noch zwei Abenteuern im Jahr 2026 werden dann, wie unlängst verkündet, Miriam Fussenegger und Laurence Rupp den Schauplatz übernehmen.
Dass wir die Bibi und den Eisner vermissen werden, wird jetzt einfach jedes Mal festgestellt, auch wenn es sich von selbst versteht. Durch den Elektriker schnurren beide in der Top-Viskosität ihres gut geölten Miteinanders. Der alte Herr Danijel ist im Altenheim, wo alle Insassen nur mit Vornamen nach der Anrede gerufen werden, in einer Wanne ertrunken, in die er mit einer Hebekonstruktion gehievt worden war.
Um sich ein Bild vom Verlauf zu machen, hängt der Eisner testweise in der Angel, während die Bibi mit Pfleger Horst (Michael Edlinger) die Details bespricht. Das nervt den Eisner, was es Harald Krassnitzer gestattet, entschieden, aber gut dosiert cholerisch rumzumotzen. Adele Neuhauser geht darauf mit feinem Sardonismus immer nur halb ein, die andere Hälfte tut wichtig und dienstlich. Und wenn Meret Schande später auf dem Revier auf die Szene anspielt, dann macht Christina Scherrer das ebenfalls mit wenig Mitteln, einem leichten Lächeln, bestimmter Betonung, wie ein Augenzwinkern, das den Namen verdient. Im deutschen Schauspiel wird an solchen Stellen oft und gern übertrieben, und die Vorfreude über den Witz, der jetzt doch gleich kommt, mit großer Geste ins Spiel integriert.
Der Fall selbst ist nichts Besonderes (Drehbuch: Roland Hablesreiter, Petra Ladinigg), ein klassischer Whodunit an einem gesellschaftlich relevanten Ort. Mit dem Altenheim lässt sich etwas über die prekäre Situation von Pflegekräften erzählen, es geht um Unterbesetzung und Überforderung. Außerdem gibt es eine frühere Liebesbekanntschaft vom Eisner im Heim, eine Sandra (Martina Spitzer), die wegen der privaten Verbindung einen anderen Zugang zu Geschichten aus dem Innern verspricht. Dahinter wartet größere Politik – Traumata und Schuld aus den Jugoslawienkriegen, in dem Herr Danijel (Roman Frankl) gefoltert hatte, wofür Frau Anna (Elfriede Schüsseleder) nun Rache nehmen will.
Das übliche Tatort-Spielfeld also, auf dem die ganze Zeit Informationen von A nach B geredet werden, die Verdachtsmomente verstärken oder abschwächen. Die erfahrene Betrachterin weiß, dass sie auf Einzelheiten achten muss, wie die randständige Bemerkung der Sandra, dass im Heim Frisuren das Wichtigste seien. Das rapide fettiger werdende hair game von Frau Anna ist entsprechend der Hinweis auf den als Mordversuchswerkzeug geopferten Föhn.
Besonders wird das Durchschnittliche in Wien durch den Witz, der sich in der Spielfreude des Personals zeigt und durch eine souveräne Regie (Harald Sicheritz). Das schönste Beispiel ist eine dieser eigentlich absurden Aktivitätsverhörszenen, in der Leute, die befragt werden, nebenbei etwas machen müssen im ARD-Sonntagabendkrimi, damit im Film was los ist (kochen, arbeiten, Sport).
Im Elektriker machen Frau Anna und Ex-Oberkellner Herr Fritz (Johannes Silberschneider) zur Bedingung, dass Bauernschnapsen gespielt wird, eine Vier-Spieler-Variante des deutschen Sechsundsechzig. Obwohl der Eisner und die Bibi siegesgewiss an den Start gehen, werden sie von Herrn Fritz, der am Ende als Täter überführt wird und in einem tollen Monolog gesteht, und Frau Anna abgezogen, dass es Manier hat. Die wachsende Verzweiflung darüber ist die zweite Ebene der Szene, die das eigentlich alberne Befragen liebevoll grundiert, dem Banalen Komplexität verleiht.
Das ganze Geheimnis dieser unterhaltsamen Tatort-Folge ist also, das gewöhnliche Programm durch ein paar Späße aufzulockern. Wie in der Szene mit Kaffeetassen-Anspritz-Domino mit drei Personen. Oder wenn die Polizei an einem eigens gezimmerten Miniaturmodell des Heimgrundrisses steht (Szenenbild: Christine Egger), um mit Radiergummi, Klammerentferner und Glückskeks die verdächtigen Personen zu symbolisieren und durchzugehen, wann wer wo war. Und der Eisner einmal gedankenlos den Glückskeks öffnet und isst, wo das doch der Pfleger sein sollte. "Moritz, du isst gerade den Horst", ist dann eine Pointe, die sich von selbst macht.
Zweimal werden wir noch wach.

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