Krieg gegen die Ukraine: Russische Angriffe auf Energienetz sorgen für massive Stromausfälle

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 Auch die Stadt Chornomorsk in der Region Odessa war von den russischen Angriffen betroffen.
© Reuters

In der Ukraine kam es nach russischen Luftangriffen zu Stromausfällen. Der US-Sondergesandte Witkoff wird sich in Berlin mit Wolodymyr Selenskyj treffen. Das Liveblog

Aktualisiert am 13. Dezember 2025, 10:47 Uhr

Susanne Ködel

Massive Stromausfälle in Odessa nach russischen Luftangriffen

Nach schweren russischen Angriffen auf das ukrainische Stromnetz ist es in der Nacht in der Hafenstadt Odessa und den umliegenden Regionen zu großflächigen Stromausfällen gekommen. "Der Schwerpunkt des Angriffs lag auf unserem Energiesystem, auf dem Süden und der Region Odessa“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram. Tausende Familien in mehreren Regionen der Ukraine seien betroffen.

Russland habe die Ukraine mit über 450 Drohnen und 30 Raketen angegriffen, teilte Selenskyj weiter mit. In der Region Odessa wurden demnach mindestens zwei Menschen verletzt. Der ukrainische Stromnetzbetreiber gab an, dass eine „erhebliche Anzahl“ von Haushalten in den südlichen Regionen Odessa und Mykolajiw keinen Strom habe und dass der von der Ukraine kontrollierte Teil der Frontregion Cherson vollständig ohne Strom sei. 

Christina Felschen

Ukrainische Soldaten befreien Nordwesten von Kupjansk und Umland

Bei einem Gegenangriff haben ukrainische Streitkräfte die Angreifer aus Teilen von Kupjansk vertrieben. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht des Institute for the Study of War (ISW) hervor. Verifizierten Berichten zufolge befreiten sie die Orte Kindraschiwka und Radkiwka nördlich von Kupjansk und umliegende Wälder und drangen bis zum Fluß Oskil vor, wodurch sie russische Nachschublinien unterbrachen. Etwa 200 russische Soldaten sind den Berichten zufolge in der Stadt eingekesselt worden. Weitere Aufnahmen zeigen, dass ukrainische Truppen auch Teile der Ortschaft Orestopil und dessen Umland südöstlich von Pokrowske befreit haben. 

Unterdessen rückten russische Truppen minimal an vier Stellen östlich und südöstlich von Kostjantyniwka vor. Auch bei Huljajpole im Osten der Region Saporischschja kamen sie geringfügig voran. 

Lesen Sie hier mehr über die aktuelle Lage an der Front: 

Meike Laaff

Berichte über ukrainische Drohnenangriffe auf russische Regionen 

Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Industriestadt Saratow an der Wolga sind nach Behördenangaben zwei Menschen getötet worden. Im Zuge des Angriffs wurden mehrere Wohnungen eines Hauses getroffen, zwei Menschen starben. Das teilte der Gouverneur Roman Bussargin bei Telegram mit. Saratow ist schon mehrfach angegriffen worden.

Auch aus anderen russischen Regionen gab es Berichte über ukrainische Drohnenangriffe. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zerstörte die Flugabwehr im Land insgesamt 41 ukrainische Drohnen. Überprüfbar sind die Angaben von unabhängiger Seite nicht. 

Im Gebiet Woronesch trafen Trümmer einer abgeschossenen Drohne einen Betrieb, der seine Arbeit vorübergehend einstellen musste, wie Gouverneur Alexander Gussew berichtete. Es gebe keine Verletzten. Was das Unternehmen herstellt, sagte er nicht. 
Die Ukraine nimmt bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskriegs immer wieder Ziele im russischen Hinterland ins Visier, etwa dort, wo es Rüstungsbetriebe gibt. 

Simon Sales Prado

Kim Jong Un empfängt laut Bericht zurückgekehrte Soldaten aus Russland

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat mutmaßlich im Ukrainekrieg eingesetzte Soldaten mit einer groß inszenierten Begrüßungszeremonie willkommen geheißen. In einer von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichten Rede pries Kim das "heldenhafte" Verhalten der Pioniereinheit während ihrer 120-tägigen Auslandsmission. Die Zeremonie fand demnach bereits am Freitag in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang statt.

Die zurückgekehrte Militäreinheit war laut KCNA Anfang August nach Russland entsandt worden und unterstützte die russische Armee in der Region Kursk. Während der Zeremonie räumte Kim ein, dass neun Soldaten der Pioniereinheit im Krieg gestorben seien. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Verena Hölzl

Witkoff reist laut Berichten zu Treffen mit Selenskyj in Berlin

Der US-Sonderbeauftragte Steve Witkoff und Jared Kushner, Schwiegersohn des US-Präsidenten, wollen offenbar gemeinsam mit europäischen Spitzenpolitikern in Berlin den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen. Das haben das Wall Street Journal und die Nachrichtenagentur Reuters von einem US-Beamten erfahren.

Am Donnerstag hieß es aus dem Weißen Haus, Präsident Donald Trump würde nur dann einen Vertreter zu dem Treffen schicken, wenn er das Gefühl habe, dass ein Fortschritt bei den Friedensverhandlungen erzielt werden könne.

Sarah Vojta

Europäer fordern US-Sicherheitsgarantien vor Klärung strittiger Fragen

Die europäischen Vermittler haben in Verhandlungen zu einem Ende des Ukrainekrieges verbindliche Zusagen der USA gefordert. Man erwarte von der Regierung in Washington, D. C. eine Art Beistandsgarantie, ähnlich zu Artikel 5 des Nato-Bündnisvertrages, teilte der französische Präsidentenpalast mit. "Es braucht volle Transparenz über die Sicherheitsgarantien der Europäer und der Amerikaner, bevor es zu irgendwelchen Anpassungen bei strittigen Gebietsfragen kommt", hieß es.

Der Sprecher des französischen Präsidenten Emmanuel Macron betonte zugleich, die Ukraine habe keiner Einigung über Gebietsabtretungen zugestimmt und strebe dies zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht an. Auch eine entmilitarisierte Zone komme für die Regierung in Kyjiw nicht infrage.

Sarah Vojta

Türkisches Schiff durch russischen Angriff beschädigt

Durch einen russischen Raketen- und Drohnenangriff auf die ukrainische Schwarzmeerküste ist ein Schiff im Hafen Tschornomorsk bei Odessa beschädigt worden. Laut dem ukrainischen Wiederaufbauminister Oleksij Kuleba gibt es keine Verletzten. Das Schiff wurde demnach gegen 16 Uhr Ortszeit (17 Uhr MEZ) kurz nach dem Anlegen im ukrainischen Hafen Tschornomorsk getroffen. Auf Bildern war zu sehen, wie das weiß-blaue Schiff in Flammen stand. Nach Angaben der türkischen Schifffahrtsgesellschaft Cenk handelte es sich um eines ihrer mit Obst, Gemüse und weiteren Lebensmitteln beladenen Schiffe. Es sei unter panamaischer Flagge gefahren.

Das türkische Außenministerium forderte ein Ende der Angriffe. "Wir unterstreichen erneut die Bedeutung für eine sofortige Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine und bekräftigen die Notwendigkeit eines Abkommens zur Vermeidung einer Eskalation im Schwarzen Meer", hieß es in einer Mitteilung. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan forderte bei einem persönlichen Gespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin am Rande eines Gipfels in Turkmenistan ebenfalls eine "begrenzte Waffenruhe" für Energieanlagen und Häfen.

David Rech

Ukraine greift russische Ölraffinerie an 

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben eine große Ölraffinerie in der russischen Region Jaroslawl angegriffen. In dem Gebiet seien Explosionen und ein großes Feuer registriert worden, teilt der ukrainische Generalstab mit. Das Ausmaß des Schadens werde ermittelt. Eine russische Stellungnahme lag zunächst nicht vor. 

Alexander Eydlin

Bundesregierung bestätigt Merz-Treffen mit Selenskyj

Die Bundesregierung hat Berichte bestätigt, wonach der ukrainische Präsident am Montag in Berlin erwartet wird. Bundeskanzler Friedrich Merz werde Wolodymyr Selenskyj "zu deutsch-ukrainischen Wirtschaftsgesprächen und zu einem Austausch über den Stand der Friedensverhandlungen in der Ukraine empfangen", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius.

Die Bundesregierung bestätigte auch die Teilnahme von Vertretern weiterer Staaten, die in die Gespräche involviert sind: "Am Abend werden zahlreiche europäische Staats- und Regierungschefs sowie die Spitzen von EU und Nato zu den Gesprächen hinzustoßen", teilte Kornelius mit.

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Alexander Eydlin

Selenskyj kommt am Montag offenbar nach Berlin

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommt am Montag Berichten zufolge nach Berlin. Dort werde er Bundeskanzler Friedrich Merz sowie Vertreter Großbritanniens und Frankreichs treffen, berichteten die Bild-Zeitung, die Berliner Morgenpost und die Nachrichtenagentur AFP. Offiziell wurde der Termin bislang weder vom Bundeskanzleramt noch von Selenskyjs Büro bestätigt. Laut der Berliner Morgenpost könnten auch Vertreter Italiens und Polens an dem Treffen teilnehmen.

Hintergrund sind die Verhandlungen mit den USA über den inzwischen angepassten 28-Punkte-Plan für ein Kriegsende. Die Ukraine und die USA hatten zuletzt in mehreren Gesprächsrunden versucht, sich auf mehrere umstrittene Punkte zu einigen, die dann als gemeinsamer Vorschlag Russland vorgelegt werden könnten. Mehrere europäische Unterstützerstaaten der Ukraine hatten der Regierung in Kyjiw mit Kritik am ursprünglichen US-Vorschlag den Rücken zu stärken versucht.

Am Donnerstag hatte Merz stellvertretend für die E3-Gruppe aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien mitgeteilt, er habe US-Präsident Donald Trump vorgeschlagen, das Dokument am Wochenende "abschließend" zu besprechen. Trump teilte daraufhin mit, dass die USA womöglich Vertreter zu Gesprächen am Wochenende entsenden würden. Ob US-Verhandler an dem Treffen am Montag in Berlin teilnehmen, ist bislang nicht bekannt.

Sarah Kohler

Ukraine will Teile von Kupjansk zurückerobert haben

Nach Angaben eines ukrainischen Militärkommandanten haben die ukrainischen Streitkräfte Teile der Stadt Kupjansk und mehrere umliegende Dörfer zurückerobert. Zudem seien russische Truppen umzingelt worden.
Das russische Militär hatte im November dagegen bekannt gegeben, es habe die vollständige Kontrolle über Kupjansk übernommen. Die Ukraine bestritt das. "Heute können wir sagen, dass die Russen in der Stadt vollständig abgeschnitten sind", schrieb auch der Kommandeur Ihor Oboljenskyj. Die russischen Versorgungswege seien unterbrochen. Die Angaben waren nicht unabhängig prüfbar.

Susanne Ködel

Russland weist Teile von neuem US-Vorschlag ungelesen zurück

Der überarbeitete US-Vorschlag für einen Friedensplan ist von Russland bislang nicht eingesehen worden, stößt laut Putins außenpolitischem Berater, Juri Uschakow, aber dennoch auf Ablehnung. "Wir haben die überarbeiteten Versionen der amerikanischen Entwürfe noch nicht gesehen. Wenn wir sie sehen, werden uns viele Dinge vielleicht nicht gefallen, so ist mein Eindruck“, sagte Uschakow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Uschakow kündigte an, dass es früher oder später einen Austausch mit den USA über das Ergebnis ihrer Gespräche mit der Ukraine geben werde.

Marla Noss

Selenskyj steckt in einem Dilemma 

Für die ZEIT hat Maxim Kireev mit dem Politikwissenschaftler Mykola Kapitonenko über die Verhandlungen im Ukrainekrieg gesprochen. Kapitonenko arbeitet am Institut für Internationale Beziehungen der Taras-Schewtschenko-Universität in Kyjiw. Er schätzt die Chancen für eine Einigung inzwischen etwas höher ein als noch vor einigen Monaten.

Präsident Wolodymyr Selenskyj stehe jedoch vor einem Dilemma, sagt er: Er wolle verhindern, dass das Kriegsende schlimmer ausfällt, sei aber gleichzeitig darauf bedacht, seine Position nach dem Krieg zu sichern – was wiederum seinen Handlungsspielraum einschränke.

Lesen Sie hier mehr über Kapitonenkos Einschätzung: 

Timo Stukenberg

Russland rückt im Osten von Siwersk vor

Russische Truppen haben das östliche Stadtgebiet von Siwersk eingenommen. Das meldet das Institute for the Study of War (ISW) in seinem täglichen Lagebild. Aus geolokalisierten Aufnahmen geht demnach hervor, dass russische Einheiten den Osten der ostukrainischen Stadt kontrollieren, den westlichen Teil der Stadt jedoch lediglich infiltriert haben. Auch südlich von Siwersk sind russische Truppen laut ISW vorgerückt.

In der Region Donezk haben ukrainische Truppen derweil russische Einheiten aus Myrnohrad zurückgedrängt. Wie das ISW schreibt, hatten russische Soldaten zuvor das Gebiet im Nordosten der Stadt infiltriert.

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Leon Ginzel

Russische Zentralbank verklagt Finanzdienstleister Euroclear 

Im Streit um eingefrorene russische Vermögen hat die russische Zentralbank nach eigenen Angaben den europäischen Finanzdienstleister Euroclear verklagt. Bei Euroclear in Belgien lagert ein Großteil der in der EU eingefrorenen russischen Vermögenswerte. Die russische Zentralbank begründete ihre Klage vor einem Moskauer Gericht mit dem Vorwurf, ihr sei durch Euroclears Vorgehen ein Schaden entstanden. Sie könne nicht über Gelder und Wertpapiere verfügen, die ihr gehörten.

Jede direkte oder indirekte Nutzung der Vermögen sei zudem illegal und widerspreche dem Völkerrecht. Die EU plant, die eingefrorenen Mittel zu verwenden, um den Wiederaufbau in der Ukraine durch einen Kredit zu unterstützen.

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