Die Lage am Morgen Die erstaunliche Wandlung des Markus Söder
Heute geht es um die Wiederwahl von Markus Söder als CSU-Chef. Das zähe Ringen um einen Friedensplan für die Ukraine. Und um einen Bahn-Konkurrenten, der günstigere Zugtickets verspricht.
12.12.2025, 05.42 Uhr
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Markus Söder wechselt ins ernste Fach
Moment mal. Markus Söder, war das nicht jener CSU-Chef, der so leidenschaftlich provozierte? Der sich mit ausuferndem Fleischkonsum zur Social-Media-Größe postete? Der als Ministerpräsident im Tonstudio einen Wiesn-Hit trällerte? Der kaum eine Gelegenheit ausließ, Politik zu banalisieren?
CSU-Chef Söder
Foto: Uwe Anspach / dpa / picture allianceMöglicherweise müssen wir umdenken, Söder scheint eine neue Rolle für sich gefunden zu haben. Er gibt sich jetzt als der Vernünftige, als eine Art Stabilitätsanker für die schwarz-rote Bundesregierung, wie meine Kollegen Jan Friedmann und Sebastian Fischer in einem lesenswerten Report schreiben. Söder sieht sich als Verteidiger der Demokratie – gegen die extreme Rechte.
Heute beginnt in der Münchner Messehalle der Parteitag der Christsozialen, Söder will sich in seiner Grundsatzrede auf den Kampf gegen die AfD konzentrieren (mehr dazu hier). Am Abend soll er erneut zum CSU-Chef gewählt werden. 96,6 Prozent erreichte er bei seiner vergangenen Wahl zum Parteivorsitzenden im September 2023, sein bisheriges Rekordergebnis. Doch das war kurz vor der Landtagswahl in Bayern, und CSU-Delegierte schließen in solchen Zeiten routiniert die Reihen. »Mit diesem Hinweis stapelt man in der CSU-Parteiführung vorsorglich etwas tief, für den Fall, dass es heute für den alten und neuen Parteivorsitzenden ein paar Prozentpunkte weniger werden«, sagt Jan.
Die ganze Geschichte hier: Plötzlich gibt Markus Söder für Merz den Bodyguard
Was der Krieg mit russischen Vermögen zu tun hat
Gestern Abend schaltete sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit US-Regierungsvertretern zusammen, um weiter darüber zu verhandeln, wie der Krieg beendet werden könnte, den der Aggressor Russland begann. Nach Angaben Selenskyjs drängen die USA Kyjiw weiter zum Rückzug aus einem großen Teil des eigenen Staatsgebietes, auch aus der umkämpften Region Donezk (mehr dazu hier). Entstehen solle dort eine »freie Wirtschaftszone«. Die nächsten Tage könnten entscheidend sein. Für die Ukraine. Und für Europa.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi
Foto: Christian Spicker / IMAGOUnd so ringt die EU weiter darum, wie sie die Ukraine finanziell unterstützen kann. Im Falle eines Wiederaufbaus. Und im Falle eines weiter andauernden Konflikts. Vom zweiten Quartal 2026 an wird das Land nicht mehr genug Geld haben, um den Krieg weiterzuführen.
Was in einem unauffälligen Gebäude in Brüssel geschieht, am Boulevard du Roi Albert II., kann den Ausgang des Ukrainekriegs beeinflussen. Kein Schriftzug hängt an der Fassade, nichts deutet darauf hin, dass hier der Finanzdienstleister EuroClear seinen Sitz hat. Er verwaltet auch die rund 200 Milliarden Euro an russischem Staatsvermögen, die seit Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine eingefroren sind.
Die Mehrheit der EU-Staaten will mit diesem Geld die Ukraine unterstützen. Es gäbe einen positiven Nebeneffekt: Europa würde sich unabhängiger von den USA machen. Nur ist das nicht ganz einfach. Bisher sperrt sich die belgische Regierung und verweist auf juristische wie auf finanzielle Risiken. Sie fürchtet Russlands Rache.
Gestern haben sich die Mitgliedstaaten darauf geeinigt, dass das Geld künftig unbefristet eingefroren werden soll. Bisher muss die Möglichkeit dazu alle sechs Monate erneuert werden. Eine neue Regelung würde es möglich machen, das Geld langfristig zu verwenden, um der Ukraine einen Reparationskredit zu gewähren (mehr dazu hier ).
Auch heute wird weiter nach Lösungen gesucht, in- und außerhalb der EU. Großbritanniens Premier Keir Stamer empfängt in Downing Street 10 den belgischen Ministerpräsidenten Bart de Wever.
Mehr Hintergründe hier: Europas letzte Patrone
Gibt es bald mehr günstige Zugtickets?
Bahn-Chefin Evelyn Palla schrumpft die aufgeblähte Managementetage des Konzerns. Die Öffentlichkeit lässt sie via Interview mit der »Bild«-Zeitung wissen, dass sie auf der Zugtoilette auch mal mit dem Papiertaschentuch durchfeudelt. Gestern stellte sie Sofortprogramme für Sicherheit und Sauberkeit vor, die 140 Millionen Euro umfassen. Heute wird die offizielle Wiedereröffnung der Ahrtalbahn gefeiert, die bei der Flut im Sommer 2021 teils zerstört worden war.
Gebeutelte Vielreisende reiben sich die Augen: Was ist da los? Dürfen sie hoffen, dass es ausnahmsweise mal rollt bei der Bahn?
Flixtrain im Berliner Hauptbahnhof
Foto: Arnulf Hettrich / imageBROKER / picture allianceJedenfalls rollt auf der Schiene künftig mehr Angebot. Der Mobilitätskonzern Flix beispielsweise, der mit grünen Fernbussen bekannt geworden ist, will der Bahn stärker Konkurrenz machen. Von 2028 an will das Münchner Unternehmen 65 neue Züge in Deutschland einsetzen, wie meine Kollegen David Böcking und Martin Hesse aus dem Wirtschaftsressort berichten. Ein Hochfrequenznetz soll alle Metropolen verbinden. Vorteil für Kundinnen und Kunden: Mehr Wettbewerb sorgt für niedrigere Preise und besseren Service. So verspricht Flix, Tickets »immer günstiger als die Bahn« anzubieten. Möglicher Nachteil: Mehr Züge machen das Netz noch voller. Und könnten damit im schlechtesten Fall zu Verspätungen führen.
Mehr Hintergründe hier: Flixtrain will Zahl der Züge in Deutschland mehr als vervierfachen
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…ist der deutsche Raumfahrtingenieur Hans Königsmann. Er darf mit einer Raumkapsel ins All fliegen, rund zehn Minuten soll sein Ausflug in den Weltraum dauern. Noch vor Weihnachten könnte es losgehen. »Ich will die Schwerelosigkeit fühlen. Und ich möchte die Krümmung der Erde sehen«, sagt Königsmann im Interview mit dem SPIEGEL. Ich muss zugeben, dass ich bei dieser Vorstellung etwas neidisch werde. Allerdings ist die Sache pikant: Bis 2021 war Königsmann einer der Topingenieure bei Elon Musks Firma SpaceX, die im nächsten Jahr offenbar an die Börse gehen soll. Königsmann aber startet mit dem Rivalen Blue Origin von Jeff Bezos ins All. Und findet sich im Machtkampf der US-Milliardäre wieder.
Heute bei SPIEGEL Extra: Tischlein, deck dich – aber richtig!
Maryna Terletska / Getty Images
Eine spektakuläre Weihnachtstafel ist kein Hexenwerk, meint Hannah Kleeberg. Hier verrät die Foodstylistin, wie Sie mit kleinstem Aufwand den größten Effekt erzielen und welche Deko immer funktioniert .
Ich wünsche Ihnen einen prächtigen Start in den Tag.
Ihre Cornelia Schmergal, Ressortleiterin Wirtschaft

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