Im ersten Wahlgang hatte noch seine kommunistische Konkurrentin die Nase vorn. Doch in der Stichwahl setzte sich der Rechtspolitiker José Antonio Kast wie prognostiziert bei der Präsidentenwahl in Chile durch. Wie das Wahlamt nach Auszählung von 83 Prozent mitteilte, erhielt der Kandidat der Republikanischen Partei bei der Stichwahl knapp 59 Prozent der Stimmen.
Die Regierungskandidatin Jeannette Jara gratulierte Kast telefonisch zum Wahlsieg, wie sie auf der Plattform X mitteilte. Sie kam auf rund 41 Prozent der Stimmen.
Damit steht das südamerikanische Land vor einem Rechtsruck. Im Mittelpunkt des Wahlkampfes um die Nachfolge des linken amtierenden Präsidenten Gabriel Boric standen die Themen Kriminalität und Migration. Boric konnte aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht erneut kandidieren.
Kast hat ein hartes Vorgehen gegen Kriminalität und illegale Migration angekündigt. So will der Jurist die Grenzen stärker sichern, die irreguläre Einreise zu einer Straftat machen und Migranten ohne Papiere abschieben. Zudem kündigte er an, neue Gefängnisse zu bauen. Im Wahlkampf tönte er, dass er den Bau einer Mauer an der Nordgrenze zu Peru erwäge, außerdem will er Drohnen und andere Hochsicherheitsanlagen einsetzen, um die Grenzkontrollen zu verstärken.
Rechter Politiker José Antonio Kast (am 14. Dezember)
Foto: Javier Torres / AFPObwohl Chile noch immer eines der sichersten Länder der Region ist, hat die Kriminalität in einigen Bereichen zugenommen. Zudem ist der Anteil der Migranten in Chile zuletzt auf rund zehn Prozent der Bevölkerung gestiegen – der größte Teil stammt aus dem Krisenland Venezuela.
Um die Wirtschaft anzukurbeln, will Kast die Unternehmenssteuer senken und die öffentlichen Ausgaben deutlich senken. Wirtschaftspolitisch vertritt Kast einen neoliberalen Kurs. Ein Libertärer oder gar Anarchokapitalist wie der Argentinier Javier Milei ist er nicht (Lesen Sie hier , wie es nun in Chile weitergehen dürfte.).
Sein Vater war Wehrmachtsoffizier
Der neunfache Vater und strenggläubige Katholik stammt aus einer einflussreichen Familie. Mehrere Geschwister des 59-jährigen Rechtspolitikers waren wie er Abgeordnete oder Senatoren, ein Bruder diente während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet als Präsident der Zentralbank. Sein Vater – ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier und NSDAP-Mitglied aus Bayern – wanderte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Chile aus und gründete dort eine Fabrik für Fleisch- und Wurstwaren.
Die politische Heimat von José Antonio war die traditionelle Rechtspartei UDI, ein Sammelbecken für Anhänger des Alt-Diktators Pinochet. 2016 gründete er seine eigene Partei, die »Republikaner«. Kast selbst hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Pinochet verehrt. »Wäre er noch am Leben, würde er mich wählen«, sagte er einmal.
Kast tritt sein Amt am 11. März 2026 an.

vor 23 Stunden
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