Vorbereitungen für den Ernstfall Zivile Bundeswehr-Mitarbeiter und Beamte bekommen Schussweste und Helm
Verteidigungsminister Boris Pistorius will auch seine zivilen Mitarbeiter und Beamten besser auf den Krisenfall vorbereiten. Nach SPIEGEL-Informationen sollen für viel Geld 80.000 Schusswesten und Helme angeschafft werden.
11.12.2025, 12.19 Uhr
Bisher wurden nur die Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr mit Schussweste und Helm augestattet
Foto: Thomas Imo / photothek.net / photothek / IMAGODieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Zum ersten Mal seit dem Kalten Krieg soll auch das zivile Personal der Bundeswehr mit robuster Schutzausrüstung ausgestattet werden. Laut einer vertraulichen Vorlage für den Haushaltsausschuss will Verteidigungsminister Boris Pistorius alle 80.000 Zivilangestellten und Beamten der Bundeswehr und seines Ministeriums mit schusssicheren Westen und Gefechtshelmen versorgen werden.
Damit solle, so die Vorlage aus dem Wehrressort die »Einsatzfähigkeit im Ernstfall« erhöht werden, dies sei »im Sinne einer konsequenten Ausrichtung der Bundeswehr auf die Erfordernisse der Landes- und Bündnisverteidigung« notwendig. Die Versorgung der zivilen Mitarbeiter soll Schritt für Schritt in den kommenden Jahren erfolgen, die genauen Kosten gehen aus der Vorlage für den Bundestag nicht hervor.
Unter den 80.000 zivilen Mitarbeitern der Bundeswehr sind zum einen die Beamten aus dem Verteidigungsministerium, die Belegschaft des Beschaffungsamts und der Wehrtechnischen Dienststellen der Bundeswehr sowie Tausende Techniker und Verwaltungsangestellte. Bisher waren nur kleine Teile dieser Belegschaft mit einer robusten Schutzausrüstung versorgt worden.
Die 80.000 Helme und Schusswesten sind Teil eines milliardenschweren Ausrüstungspakets, das wegen der Pläne zur massiven Vergrößerung der Bundeswehr geschnürt wurde. Insgesamt beantragte das Ministerium von Pistorius beim Haushaltsausschuss zusätzliche 21 Milliarden Euro, um sowohl die neuen Bundeswehrsoldaten, Wehrdienstleistende und auch Reservisten einzukleiden.
Bisher hatte die Bundeswehr für die kommenden Jahre um die zehn Milliarden Euro für die Ausstattung der Soldaten und Soldatinnen eingeplant. Aufgrund der akuten Bedrohungslage soll die Truppe nun jedoch bis 2035 auf 265.000 aktive Soldaten anwachsen. Zudem müssen um die 200.000 Soldaten einer stehenden Reserve eingekleidet werden. Intern wurde die Bekleidungs-Offensive Projekt »Faser« getauft, das steht für »Feldausstattung Soldat / Erweiterte Reserve«.
Teil des Milliarden-Pakets ist auch die Ausstattung der neuen Wehrdienstleistenden, auf die die Bundeswehr ab dem kommenden Jahr hofft. Gehen die Pläne von Pistorius auf, sollen um die 20.000 Männer den neuen Wehrdienst beginnen, in den vergangenen Jahren meldeten sich um die 13.000 Rekruten an. Laut dem Wehrressort wird wegen »der kurzen Stehzeiten die Zahl der Neueinkleidungen erheblich steigen«. Zudem brauche man mehr Geld, da »bei der Einkleidung neuer Rekruten ein hoher Qualitätsstandard bei der Bekleidung angestrebt wird«.
Der Bundesrechnungshof kritisierte die Pläne des Wehrressorts. In einem Prüfbericht bemängeln die Experten, dass es bisher keine genauen Pläne für den Aufwuchs der Bundeswehr gebe, trotzdem wolle das Haus von Minister Pistorius für viele Milliarden Euro komplette Ausrüstungssets für 460.000 Soldaten und Soldatinnen anschaffen. »Das Vorgehen des BMVg birgt das Risiko, dass es Bekleidung über den notwendigen Bedarf hinaus kauft«, schreiben die Prüfer in ihrem Bericht.
Ebenso bemängeln die Prüfer, dass die Bundeswehr das Milliarden-Projekt an eine sogenannte Inhouse-Firma der Truppe vergeben will. Die Prüfer befürchten zum einen »vergaberechtliche Risiken«, da Konkurrenten klagen könnten. Zudem bestehe das Risiko der sogenannten »Rüstungsinflation«, da das Wehrressort »überteuert, nicht innovativ und nicht resilient beschafft«, so der vertrauliche Bericht.

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