Polen: Migrantentunnel unter Grenzzaun zu Belarus entdeckt

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Der polnische Grenzschutz hat erneut einen Tunnel entdeckt, durch den Migranten unterirdisch aus Belarus in das EU-Land gelangten. Mehr als 130 Personen, großteils afghanische und pakistanische Staatsbürger, seien infolgedessen festgenommen worden, teilte der Grenzschutz mit. Auch zwei mutmaßliche Schleuser – ein 69-jähriger Mann aus Polen und ein 49-jähriger Staatsbürger Litauens – befinden sich demnach im Gewahrsam der Behörden.

Versteckter Eingang in belarussischem Wald

Der Geheimtunnel sei mehrere Dutzend Meter lang und etwa 1,5 Meter hoch. Der versteckte Eingang habe sich auf belarussischer Seite in einem Wald befunden, der Ausgang auf polnischer Seite nur rund zehn Meter von der Grenzbarriere entfernt. Die Grenzschützer fanden den Tunnel nach eigenen Aussagen mithilfe elektronischer Geräte. Sie konnten damit auch feststellen, dass mindestens 180 Menschen bereits durch den Geheimgang nach Polen gelangt waren.

In diesem Jahr wurden nach Angaben der Grenzschützer bereits drei andere Tunnel unter der Grenze zwischen Belarus und Polen entdeckt. Polen beschuldigt Belarus immer wieder, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen. Das Verhältnis der Nachbarländer ist auch deshalb angespannt – während der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko anderswo versucht, die Beziehung zum Westen zu verbessern.

US-Sondergesandter in Minsk

So begrüßte der Diktator, ebenfalls am Freitag, offenbar den US-Sondergesandten John Coale in Minsk. Das berichten belarussische Staatsmedien. »Die Verhandlungen haben heute begonnen und werden morgen weitergehen«, hieß es auf einem Kanal im Onlinedienst Telegram, der von Lukaschenkos Team betrieben wird.

Die beiden Länder hatten sich zuletzt immer weiter angenähert: Im August teilte US-Präsident Donald Trump mit, mit Lukaschenko telefoniert zu haben und sich auf ein Treffen mit ihm zu freuen. Zuvor hatten die USA die Freilassung von 14 politischen Gefangenen erwirkt – darunter den bekannten Oppositionellen Sergej Tichanowski. Trump kündigte an, es könnten noch viele weitere Gefangene freikommen. Auch hoben die USA Sanktionen gegen Belarus auf.

Lukaschenko bemüht sich um die Gunst des US-Präsidenten und erhofft sich davon, Belarus weiter aus der westlichen Isolation zu befreien. Hintergrund ist die umstrittene Wiederwahl des Diktators im Jahr 2020: Damals demonstrierten Hunderttausende gegen das Regime. Einsatzkräfte schlugen die Proteste gewaltsam nieder, Zehntausende landeten im Knast – worauf die USA und die EU mit Sanktionen reagierten.

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