Die »Süddeutsche Zeitung« muss künftig ohne ihren bisherigen Chefredakteur auskommen. Wolfgang Krach, 62, wird das Haus verlassen, wie der Redaktion intern mitgeteilt wurde. In einer Pressemitteilung heißt es: »Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen zwischen ihm und den Gesellschaftern über die Gestaltung der Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung der SZ hatte Wolfgang Krach angeboten, aus der Redaktion auszuscheiden«.
Nach SPIEGEL-Informationen steckte hinter der Trennung ein Streit um den Redaktionsetat. Krach war demnach nicht mehr bereit, weitgehende Kürzungen mitzutragen. Angeblich gab es Streit um hohe Renditeerwartungen, an der die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), die Eigentümerin des Süddeutschen Verlags, trotz wirtschaftlicher schwieriger Lage festhalte, wie es aus dem Verlag heißt. Dies würde in den kommenden Jahren zu einem harten Sparprogramm in der Redaktion führen. Krach war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Standorte schließen, Büroflächen verkleinern
Der Journalist war seit April 2015 Chefredakteur der »SZ«, zunächst gemeinsam mit Kurt Kister, seit 2010 mit Judith Wittwer. Krach galt als Chefredakteur, der durchaus zu Sparanstrengungen bereit war und dafür in der Redaktion auch Kritik erfuhr. Mancher Redakteur warf ihm sogar vor, in dieser Frage zu entgegenkommend zu sein. Zugleich galt Krach vielen als derjenige in der Chefredaktion, der journalistische Standards gegenüber dem Verlag vertrat.
Tatsächlich wurden in den vergangenen Jahren bereits schmerzhafte Kürzungen vorgenommen. Im vergangenen Juni kündigte die SWMH etwa an, die Berichterstattung aus den Landkreisen um München vor allem im Gedruckten einzudampfen, Standorte zu schließen und Büroflächen zu verkleinern. Eigene Arbeitsplätze im Umland bietet die Redaktion seitdem nur noch in Starnberg, Dachau und München-Steinhausen. Um Kosten zu sparen, werden auch weniger Aufträge an freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vergeben.
Eine Nachfolge für Krach ist offenbar noch offen. Die Benennung könnte sich schwierig gestalten, heißt es aus dem Haus. Das Redaktionsstatut der »SZ« sieht demnach vor, dass neue Mitglieder der Chefredaktion von einem Redaktionsgremium abgesegnet werden muss, den sogenannten Impressionisten, bestehend aus Ressortleiterinnen und Ressortleitern und Mitgliedern des Redaktionsausschusses. Es gilt als unwahrscheinlich, dass sie einen Kandidaten der Geschäftsführung durchwinken, der sich vor allem als Sparkommissar versteht.

vor 1 Tag
3








English (US) ·