In Sachsen-Anhalt gibt es laut einer Studie einen hohen Anteil sogenannter fragiler Demokraten. Das sind Menschen, die zwar die Idee der Demokratie befürworten, sich aber auch ein Ein-Parteien-System oder einen »starken Führer« vorstellen könnten. 54 Prozent der Befragten zählten zu dieser Gruppe, heißt es im Sachsen-Anhalt-Monitor 2025 , der im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung erstellt wird.
»Fragile Demokraten sind nicht per se Antidemokraten«, sagte Gert Pickel von der Universität Leipzig. Vielmehr seien sie eine Gruppe, die nicht mehr ganz sicher sei. »Es sind diejenigen, die, falls es zu einem Systemumschwung kommt, nicht für die Demokratie einstehen werden«, so Pickel. Ihm zufolge handelt es sich um »eine Gruppe, wo die AfD sehr erfolgreich sein könnte.«
Bildung als wichtiger Faktor
Es gebe mehr fragile Demokraten unter denjenigen, die formal niedriger gebildet und politisch rechts orientiert seien. Im Vergleich zu ganz Deutschland sei ihr Anteil in Sachsen-Anhalt etwas größer. »In Ostdeutschland ist die Möglichkeit einer gesellschaftlichen Entwicklung im Sinne einer Aushöhlung der Demokratie oder gar einer Entdemokratisierung spürbar vorhanden«, schreiben die Studienautoren. 62 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass ostdeutsche Lebensläufe weiterhin benachteiligt würden.
Zu den entschiedenen Befürwortern der Demokratie gehören laut der Studie 43,5 Prozent der Befragten, 87 Prozent sind mit der Staatsform prinzipiell zufrieden. Mit dem Funktionieren der Demokratie zeigten sich viele jedoch unzufrieden.
Mehr als jeder Zwölfte rechtsextrem
Eine geschlossen rechtsextreme Einstellung liegt der Studie zufolge bei 8,6 Prozent der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt vor. Dieser Anteil sei höher als der, der in Befragungen zuletzt für Ostdeutschland beziehungsweise Deutschland ermittelt worden sei, heißt es.
Außerdem existieren gruppenbezogene Vorurteile. So finden »ausländerfeindliche Aussagen« teils deutliche Zustimmung. 52 Prozent der Befragten halten den Islam für rückständig. 81 Prozent sind überzeugt, Langzeitarbeitslose nutzten das System aus.
Insgesamt vertrauen die Menschen dem Landtag und der Landesregierung mehr als dem Bundestag und der Bundesregierung. Die höchsten Zufriedenheitswerte erhalte die Polizei, knapp vor der Wissenschaft, sagte Soziologe Pickel. Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) sagte, die Mehrheit der Menschen im Land wolle in Ruhe und seriös regiert werden. Das geringe Vertrauen in Parteien stimme ihn jedoch nachdenklich, denn diese seien unverzichtbar für die Demokratie.

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