Rebellengruppen: Jemen droht die Spaltung

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Wenn es in den vergangenen Monaten und Jahren um Jemen ging, dann eigentlich fast immer um die Huthi. Jene Gruppe, die den Norden des Landes dominiert, und nach dem Terror der Hamas am 7. Oktober damit begann, Israel und vor allem Containerschiffe am Eingang zum Roten Meer unter Beschuss zu nehmen, und manche auch zu versenken. Die Huthi legten damit fast den Betrieb des Suezkanal lahm, was Ägypten mehrere Milliarden Dollar an Einnahmen kostete. Und Jemen heftige Luftangriffe der USA und Israels einbrachte, unter denen auch die Zivilbevölkerung litt.

Die Huthi haben den Beschuss der Schiffe mit dem Waffenstillstandsabkommen in Gaza weitgehend beendet. Zur Ruhe kommt Jemen aber nicht, seit einigen Tagen erobern Milizen des „Südlichen Übergangsrates“ (STC) große Teile des Landes, und drohen damit, Jemen zu teilen. In einen nördlichen Teil, der von den Huthi kontrolliert wird, und einen südlichen unter Kontrolle des STC.

Die eigentliche Regierung kontrolliert nur noch winzige Gebiete Jemens

„Das nächste Ziel muss Sanaa sein, friedlich oder durch Krieg, bis Gerechtigkeit für das Volk wiederhergestellt und die Aggression besiegt ist“, sagte STC-Chef Aidarous al-Zubaidi am Mittwoch nach Angaben der Website der Gruppe. Sanaa ist die eigentliche Hauptstadt Jemens, die kontrolliert wird von den Huthi, die aber wiederum international nicht anerkannt sind.

Die „offizielle Regierung“ hat ihren Sitz in Aden und nennt sich „Präsidialrat“, ein Gremium aus verschiedenen Ethnien und Milizen, zu denen auch die STC gehört. Sonderlich einig war sich der Präsidialrat oft nicht, einigendes Element war vor allem die Gegnerschaft zu den Huthi.

Die STC hat in den vergangenen Tagen weite Teile der Provinz Hadramaut erobert, die etwa ein Drittel des Landes ausmacht und über große Ölvorkommen verfügt. Hadramaut gilt als eines der ökonomischen Zentren Jemens und war vom Bürgerkrieg bislang weitgehend verschont geblieben. Die STC stellte sich mit ihren Angriffen gegen die übrigen Verbündeten im „Präsidialrat“, dessen Vorsitzender Rashad al-Alimi verließ den Regierungssitz Aden und floh mit seinen Bodyguards nach Saudi-Arabien. Große Teile des Flugverkehrs über Aden wurden eingestellt.

Der STC-Führer al-Zubaidi hielt bereits erste Treffen im Präsidentenpalast von Aden ab, ohne die sonst übliche jemenitische Flagge auf dem Dach. Die eigentliche Regierung kontrolliert nur noch winzige Gebiete Jemens.

Erst 1990 haben sich der Norden und Süden Jemens wiedervereinigt

Der Vormarsch der STC könnte letztlich die vor allem auf dem Papier bestehende territoriale Einheit des Landes gefährden. Die STC kontrolliert nach ihrem Vormarsch mittlerweile fast alle Provinzen von Südjemen, das historisch bis zur Wiedervereinigung 1990 etwa drei Jahrzehnte lang als Demokratische Volksrepublik Jemen von einer kommunistischen Regierung geführt wurde.

Die STC strebt eine erneute Unabhängigkeit von Südjemen an. Ob es dazu kommt, ist aber noch offen. Die STC wird massiv von den Vereinigten Arabischen Emirate unterstützt. Den Herrschern der Emirate war vor allem der von Saudi-Arabien unterstützte Teil des Präsidialrates ein Dorn im Auge. Saudi-Arabien unterstützt die islamistische Islah-Partei, die zur Bewegung der Muslimbruderschaft zählt, und an deren Spitze Präsident Raschad al-Alimi steht.

Wie es weitergeht, wird wohl nicht in Jemen entschieden, sondern in den Emiraten und Saudi-Arabien: Beide wollen die Huthi bekämpfen, haben aber unterschiedliche Interessen im Süden des Landes. Riad will weiter einen einheitlichen Staat in Jemen, der mit den Huthi Frieden schließt, die die saudische Grenze bedrohen. Abu Dhabi unterstützt die STC und tendenziell die Abspaltung des Südens, was Zugang zu Öl und Häfen bedeuten würde. Diese Rivalität lähmt die Anti-Huthi-Koalition seit Jahren.

Für die Huthi-Rebellen klingt der Streit unter ihren Gegnern erst einmal nach einer glücklichen Fügung, das muss aber nicht so ein. Einerseits könnten sie von der Uneinigkeit in der generischen Allianz profitieren. Andererseits kontrolliert das STC nun große Teile der südlichen Küste, die auch die Huthi für wirtschaftliche Aktivitäten genutzt hatten, nicht zuletzt den Schmuggel. Zuletzt gab es häufigere Berichte, dass die von Iran unterstützte Miliz versucht, in Jemen die Produktion des Rauschgiftes Captagon aufzubauen, die bis zum Fall des Assad-Regimes vor allem in Syrien stattfand.  Und der sogenannten Achse des Widerstandes aus Iran, Syrien und den Huthi Milliarden eingebracht hatte, das Geld fehlt nun Iran aber auch den Huthi. In den vergangenen Monaten wurden in Jemen Captagon-Pillen im Wert von angeblich 100 Millionen Dollar beschlagnahmt, syrische Spezialisten sollen festgenommen worden sein.

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