Bis zu 350.000 Liter ausgetreten So gefährlich ist das Ölleck in Brandenburg fürs Grundwasser
Bei einem Leck an einer Pipeline in Brandenburg sind Hunderttausende Liter Rohöl auf einen Acker geflossen. Welche Folgen hat der Fall für Umwelt und Versorgungssicherheit?
11.12.2025, 14.49 Uhr
Einsatz an Ölleck in Gramzow (Brandenburg) am Mittwochabend
Foto: Carsten Koall / dpaAutomatisch erstellt mit KI. Mehr Informationen dazu hier.
War die Zusammenfassung hilfreich? Danke für Ihr Feedback!
Durch ein Leck an einer Öl-Pipeline in Brandenburg traten am Mittwoch zwischen 250.000 und 350.000 Liter Rohöl aus – inzwischen prüfen Feuerwehr, Behörden und die betroffene Raffinerie PCK das Ausmaß der Schäden, die Aufräumarbeiten laufen. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
Laut PCK entstand das Unglück am Mittwochnachmittag bei einem Arbeitsunfall, als vorbereitende Arbeiten für einen geplanten Sicherheitstest an der Pipeline liefen. Eine absichtliche Fremdeinwirkung könne ausgeschlossen werden. Das Leck befand sich demnach an einer sogenannten Schieberstation, einem Knotenpunkt an Erdöl-Pipelines.
Wie der RBB mit Verweis auf die Feuerwehr berichtet, schoss das Öl mit einem Druck von circa 20 Bar viele Meter hoch. Nach rund zweieinhalb Stunden sei das Leck gegen 19:45 Uhr »weitgehend geschlossen« worden. Nach Angaben der Feuerwehr und des Amts Gramzow versuchten die Einsatzkräfte, mit fünf Pumpwagen so viel Öl wie möglich abzupumpen. Gegen 3 Uhr in der Nacht beendeten sie ihren Einsatz. Zu diesem Zeitpunkt seien zumindest die Ölpfützen weg gewesen.
Wie groß ist der Schaden für die Umwelt?
Das Öl floss auf einen Acker, der den Angaben zufolge wegen des Regens noch sehr nass war. Da Öl leichter ist als Wasser, habe das Rohöl an der Oberfläche geschwommen und sei nicht tief in den Erdboden eingesickert.
Brandenburgs Umweltministerin Hanka Mittelstädt (SPD), die am Donnerstag vor Ort ist, sagte, dass nach dem Abpumpen und dem Abtragen von Erdreich nun Proben entnommen werden sollten. Es gehe um ein Monitoring, »ob tatsächlich Grundwasser betroffen ist, ob tatsächlich auch Oberflächengewässer betroffen sind oder auch Boden tiefer betroffen ist«. Am Abend hieß es, dass eine weitgehende Verunreinigung des Grundwassers unwahrscheinlich sei.
Auch das Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern teilte mit, dass dortige Oberflächengewässer und das Grundwasser »nach aktuellem Kenntnisstand« nicht verschmutzt worden seien.
Luftbild der Raffinerie PCK in Schwedt
Foto: Aerofoto.Team / ZB / euroluftbild.de / picture allianceWelche Gefahren bestehen bei Öllecks generell für das Grundwasser?
Mehrere hunderttausend Liter Öl seien für einen Austritt auf Land »schon eine erhebliche Menge«, sagt der Umweltmikrobiologe Hauke Harms vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung dem SPIEGEL. Wenn das Öl erstmal das Grundwasser erreicht habe, sei es sehr schwer, es zu entfernen.
Das liegt an der Beschaffenheit des Stoffs: »Rohöl ist keine Chemikalie, sondern ein Gemisch aus ganz unterschiedlichen Stoffen, die unterschiedlich giftig, abbaubar oder wasserlöslich sind«, sagt der Biologe. Zuerst würde das Rohöl als dünner Film an der Oberfläche des Grundwassers schwimmen. Aber nach und nach würden die einzelnen Bestandteile, je nachdem wie löslich sie sind, ins Grundwasser gehen. Dieses wäre dann unnutzbar und nicht mehr trinkwassertauglich.
Damit unterscheidet sich Rohöl von anderen Treibstoffen wie Kerosin, das nicht so löslich ist. Nach der Wende habe es in Ostdeutschland solche Schadensfälle von Kerosin im Grundwasser gegeben, »das konnte man da richtig abpumpen«, sagt Harms. »Bei Rohöl wäre das schwieriger«.
Welche Auswirkungen hat der Vorfall auf die Ölversorgung?
Laut Ministerin Mittelstädt sei die Pipeline aktuell abgesperrt, die Ölreserve der Raffinerie sei jedoch voll. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte, dass für die Versorgung von Berlin und Brandenburg mit Kraftstoffen und Heizöl keine Gefahr bestehe. »Auf die Versorgungssicherheit hat es keine Auswirkungen.«

vor 1 Tag
3








English (US) ·