Menschenrechtspreis: EU-Parlament ehrt zwei inhaftierte Journalisten mit Sacharow-Preis

Im Europaparlament ist der diesjährige Sacharow-Preis an die beiden inhaftierten Journalisten Andrzej Poczobut und Msia Amaghlobeli mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit verliehen worden. Parlamentspräsidentin Roberta Metsola überreichte den mit 50.000 Euro dotierten Preis an Poczobuts Tochter Jana und Amaghlobelis Kollegin Irma Dimitradsea, die ihn stellvertretend für die beiden Inhaftierten entgegennahmen.

"Andrzej und Msia können heute nicht bei uns sein, um ihre Taten und ihren Mut zu feiern. Sie wurden inhaftiert, einfach weil sie ihre Arbeit getan und ihre Stimme gegen Ungerechtigkeiten erhoben haben", sagte Metsola bei der Verleihung in Straßburg. Der Preis würdige die "Widerstandskraft", den "Mut" und das "unerschütterliche Engagement für die Meinungsfreiheit und demokratische Werte" der Preisträger, sagte die Parlamentspräsidentin weiter. Sie seien der "Inbegriff von Tapferkeit".

Die 50-jährige Journalistin Amaghlobeli betreibt in Georgien die unabhängigen Medien Batumelebi und Netgaseti, über die Recherchen zur Verwendung öffentlicher Gelder und zu Amtsmissbrauch vorangetrieben werden. Amaghlobeli ist in Georgien für viele zu einem Symbol des Widerstands gegen die prorussische Regierung geworden. Ein georgisches Gericht hatte sie im August wegen Vorwürfen der "Gewalt oder Drohungen" gegen einen Beamten zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Der zweite Preisträger, Andrzej Poczobut, ist seit Februar 2023 in Belarus in Haft. Der 52-Jährige berichtete als Korrespondent für die polnische Zeitung Gazeta Wyborcza aus Minsk, unter anderem über die Massenproteste gegen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko im Jahr 2020. Poczobut blieb auch im Land, als die Behörden Hunderte Kritiker festnahmen, und wurde für seine Berichte zu acht Jahren Haft verurteilt.

Der nach dem sowjetischen Physiker und politischen Dissidenten Andrej Sacharow benannte Preis wird seit 1988 jährlich an Personen und Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Die Preisträger werden jedes Jahr im Oktober bekannt gegeben. Die Verleihung der Auszeichnung findet immer zwei Monate später in Straßburg statt.

Die Europäische Volkspartei (EVP) sowie die Rechtsfraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) im EU-Parlament hatten Amaghlobeli und Poczobut für den Preis vorgeschlagen.