Kurz vor Weihnachten rundet die Art Antwerp das Messejahr ab und lockt auf einen letzten Ausflug vor den Feiertagen in die inoffizielle flandrische Hauptstadt. Antwerpen kann auf eine reiche Sammlertradition zurückblicken und hat heute eine lebendige Kunstszene mit vielen Privatsammlungen zu bieten.
Ein Ableger aus Brüssel
Die Boutiquemesse in der Handelsmetropole wird als Ableger der Art Brussels von dem Veranstalter Easyfairs ausgerichtet und ist als Experimentierfeld angelegt: Das Zulassungskomitee lädt gezielt entsprechende Galerien ein, und die Standpreise sind deutlich niedriger als in der belgischen Kapitale. Anders als die Hauptmesse dort ist die Art Antwerp nicht in Sektionen unterteilt. Zeitgenössische Kunst wird neben historischen Werken präsentiert. Ein Großteil der Galerien setzt auf erschwingliche Angebote, etwa die Galerie Zwart Huis aus Uccle mit auf Vinyl gemalten Arbeiten von Peter Lagast für 650 Euro das Stück. Das macht die Messe zu einem perfekten Ort für späte Weihnachtseinkäufe.
Altmeisterlicher Gestus trifft Gaming-Kultur: Thomas Decuyperes Gemälde „Powerfood“ von 2025 bei der Galerie Barbé, 2200 EuroGalerie BarbéDer Galerist Olivier Barbé aus Gent zeigte sich schon zu Beginn des Vorbesichtigungstags zufrieden mit verkauften Werken von Thomas Decuypere und Gideon Kiefer. Die Arbeiten der beiden aus der belgischen Malereitradition schöpfenden Künstler muten fast altmeisterlich an, sind bei dem erst 25 Jahre alten Decuypere aber mit digitaler Gaming-Ästhetik kombiniert (Preise zwischen 1500 und 3500 Euro). Barbé erklärt, die flämische Sammlerschaft reise eher nicht zur Art Brussels, weshalb es durchaus sinnvoll sei, als Galerist bei beiden Messen dabei zu sein.
Belgien, die Niederlande und Frankreich
Mit 79 Galerien aus elf Ländern hat sich die Anzahl der Aussteller auf der Art Antwerp gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht. 43 Prozent kommen aus dem Inland, rund ein Viertel aus den Niederlanden. Deutlich stärker geworden ist der Zuspruch aus Frankreich. Die in Paris und New York ansässige Galerie Lelong nimmt schon zum fünften Mal teil und zeigt aktuell eine Gruppenschau mit Werken von David Nash und Kiki Smith (zwischen 8000 und 320.000 Euro). Besonders schön ist eine Arbeit von Christine Safa, die aus der Erinnerung Horizonte kriegsversehrter Landschaften malt.
Bei der Galerie Lelong: Christine Safa, „Horizon noir“, 2025, Öl auf Leinwand, 27,5 mal 20 Zentimeter, 9000 EuroChristine Safa / Galerie LelongAus Deutschland sind nur noch zwei Galerien auf der Messe vertreten. Neben Burster aus Karlsruhe und Berlin hält die Kölner Galerie von Martin Kudlek der Messe seit der zweiten Ausgabe die Treue. Kudlek gibt der Art Antwerp guter Verkäufe wegen gegenüber Brüssel den Vorzug. Er hat Papierarbeiten von Simon Schubert, Christos Venetis und Helena Parada Kim dabei (zwischen 2400 und 11.800 Euro).
Spiegelbild: Laure Poruvosts „Sweaty Cuddle“ von 2025 bei Nathalie ObadiaLaure Prouvost / Galerie Nathalie Obadia / Bertrand HuetHinter transparenten Vorhängen findet sich außerdem das „Art Advisory Desk“ von Gaël Diercxsens, die früher als Direktorin bei Gladstone in Brüssel gearbeitet hat. Nun soll ihre individuelle Beratung Neukunden auf der Messe Orientierung geben, aber auch erfahrenen Sammlern auf sie zugeschnittene Betreuung bieten. Die Messeleiterin Nele Verhaeren sagt, dass sie das Konzept bei Erfolg für die Art Brussels übernehmen wolle. Eine weitere Neuerung, die allerdings zuerst in Brüssel eingeführt wurde, ist der von einer vierköpfigen Jury vergebene „Acquisition Prize“. In Antwerpen geht er an „Sweaty Cuddle“ von Laure Prouvost, ein auf einen Spiegel gemaltes Ölbild, das vom Königlichen Museum der Schönen Künste in Antwerpen bei der Brüsseler Galerie Nathalie Obadia erworben hat.
Die flämische Regionalregierung erregte allerdings zuletzt mit Plänen für ein anderes Antwerpener Museum Aufsehen, als sie dem Haus für zeitgenössische Kunst M HKA den Museumsstatus entziehen, dessen Sammlung ins S.M.A.K. nach Gent befördern und das Gebäude in eine Kunsthalle transformieren wollte. Daraufhin bildete sich die Initiative „Museum at Risk“, und eine Spur aus roter Farbe führt aus dem Museum nach draußen – als Zeichen des Protests. Die Causa wird in Antwerpen heftig diskutiert und trübt auch die vorweihnachtliche Stimmung in der Messehalle.
Art Antwerp, Expo Antwerpen, bis 14. Dezember, Eintritt 25 Euro

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