Griechischer Finanzminister zum Chef der Euro-Gruppe gewählt

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Der griechische Finanzminister Kyriakos Pierrakakis übernimmt den Vorsitz der Euro-Gruppe. Die Finanzminister der Währungsunion wählten den 42-Jährigen für die kommenden zweieinhalb Jahre an die Spitze des Gremiums. Er wird die Nachfolge für den zurückgetretenen Iren Paschal Donohoe antreten.

Die Euro-Gruppe tagt als informelles Treffen der Wirtschafts- und Finanzminister der 20 Staaten der Eurozone. Die Minister beraten sich in der Regel einmal pro Monat und stimmen sich zu Fragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik ab. Der Vorsitz koordiniert die Arbeit und tritt als Wortführer des Gremiums auf.

Klingbeil und Costa gratulieren

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hatte vor der Wahl angekündigt, Pierrakakis zu unterstützen. Nach der Wahl gratulierte er seinem Amtskollegen. »Ich bin davon überzeugt, dass wir die vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Euro-Gruppe sehr gut fortführen werden. Wir teilen das gleiche Ziel: Europa stärker und wettbewerbsfähiger zu machen«, sagte Klingbeil.

EU-Ratspräsident António Costa bemerkte mit Blick auf die griechische Schuldenkrise vor zehn Jahren, »einen weiten Weg zurückgelegt«. Die Wahl von Pierrakakis sei eine »bedeutende Anerkennung dieses Fortschritts«, schrieb Dosta bei X . Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sprach von einem »stolzen Tag für mein Land«.

Griechenland manövrierte sich aus der Schuldenkrise heraus

Der 42-jährige Pierrakakis ist seit März Finanzminister in seiner Heimat, nachdem er zuvor schon die Ressorts Bildung und Digitales geleitet hatte.

Griechenlands Schulden- und Finanzkrise beschäftigten die Euro-Gruppe damals sehr, und es drohte zwischenzeitlich der Ausschluss aus der Währungsunion. Nach Jahren schmerzhafter Reformen und Einsparungen kann das Land inzwischen ein Haushaltsplus verzeichnen und hat ein höheres Wirtschaftswachstum als die meisten anderen EU-Länder.

Pierrakakis studierte Informatik an der Harvard-Universität und am MIT. Er gilt als treibende Kraft der griechischen Entbürokratisierung und Digitalreformen und machte sich europaweit einen Namen, weil er während der Coronapandemie das Impfmanagement effizient organisierte. Seit März 2025 leitet er das Ministerium für Nationale Wirtschaft und Finanzen in Athen. Er gehört der Partei »Neue Demokratie« an, einer konservativen und proeuropäischen Partei.

Donohoe war seit 2020 Vorsitzender der Euro-Gruppe. Erst im Juli war er für eine weitere Amtszeit gewählt worden. Im November gab er dann allerdings seinen Rücktritt bekannt, um einen Spitzenposten bei der Weltbank anzutreten. Lesen Sie in unserem Interview mit Donohoe , welche Folgen er für den Währungsraum erwartet.

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