(SZ) Papier ist eine segensreiche Erfindung, die verhindert, dass Menschen Romane, Liebesbriefe oder Koalitionsvereinbarungen in Marmorplatten meißeln müssen, die sehr unhandlich sind, vor allem wenn man im Bett liest. Selbstverständlich waren es die Chinesen, die im Technologiewettlauf ums erste Papier vor 2000 Jahren alle anderen abhängten. Damals vermanschten sie Hanf, alte Lumpen, Baumrinde und geheime Zutaten zu einer Masse, die man kochte und presste und schließlich zu Speisekarten verarbeitete, auf denen unter anderem stand: „V9: Schweineohren mit Chiliöl, 7 €. H63: Acht Schätze in scharfer Soße, 21,50 €.“ Die von Natur aus trägen Europäer brachten erst im Mittelalter ein halbwegs konkurrenzfähiges Papier zustande, das dann aber rasch durch die Decke ging. Man band es zu Büchern, die den Geist verwirrten, Fürsten veredelten es zu betrügerischen Urkunden, und die Kirche schrieb darauf ihre Ablassbriefe, die den Sünder vor dem Teufel retteten. Aber, Gott sei’s geklagt, Papier diente auch unnützen Zwecken. Schillers Ballade „Der Taucher“ hätte zum Beispiel nicht sein müssen. Egal, ohne Papier wäre die europäische Kultur noch auf Trump-Niveau, weshalb der Dichter Hoffmann von Fallersleben zu Recht jubelte: „Durch Papier bestehen wir: Menschenherrschaft ist Papier.“
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