AfD-Chefin bei „Welt“-TV: Alice Weidel, die „schmierigen Stasi-Spitzel“ und was danach passierte

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Ein Interview mit Alice Weidel bei „Welt“-TV hat hohe Wellen geschlagen. Im Gespräch mit „Welt“-Chefredakteur Jan Philipp Burgard bezeichnete die AfD-Vorsitzende den Verfassungsschutz als „schmierige Stasi-Spitzel“. Die Behörde bestehe aus „Parteigängern“, die „an der Konkurrenzbeseitigung beteiligt“ seien.

Dass sie persönlich als rechtsextremer Verdachtsfall beobachtet wird, sei „an Absurdität überhaupt gar nicht mehr zu überbieten“. Über den Thüringer Verfassungsschutzpräsidenten Stephan Kramer sagte Weidel: „Schauen Sie sich doch mal diesen Verfassungsschutzpräsidenten in Thüringen an, diesen Kramer mit diesem Bart, wie der aussieht.“

Burgards eigentliche Frage nach der Gesinnung der neu gegründeten AfD-Jugendorganisation „Generation Deutschland“ beantwortete Weidel nicht. Nach der Gründung in Gießen hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz angekündigt, die Organisation wegen verfassungsfeindlicher Bestrebungen zu beobachten.

Nazi-Parolen? „Na, und?“

Auf dem Gründungsparteitag hatte der schleswig-holsteinische AfD-Jungpolitiker Kevin Dorow den von der Hitlerjugend zum Leitsatz erhobenen Spruch „Jugend muss durch Jugend geführt werden“ verwendet und als „Leitstern“ der AfD-Jugendorganisation ins Spiel gebracht.

Burgard konfrontierte die AfD-Vorsitzende im Interview mit dieser Aussage und fragte sie, ob sich das mit ihren Werten decke. Weidel gab daraufhin die Unwissende. Sie habe nichts von der Verwendung der Parole gewusst und „verstehe den Aufreger nicht“. Auch den Gebrauch der verbotenen SA-Parole „Alles für Deutschland“, für deren Verwendung Björn Höcke rechtskräftig verurteilt worden war, spielte sie mit den Worten „Na, und?“ herunter.

Auf der Plattform X sprach Weidel nach der Sendung von einem „Vollversagen der Medien“ und warf Jan Philipp Burgard vor, er habe ihr die NS-Parolen „in den Mund gelegt“. Der „Welt“-Chefredakteur weist diesen Vorwurf zurück: „Es ist absurd, dass Alice Weidel mir vorwirft, ich hätte ihr die Nazi-Parolen in den Mund gelegt“, teilte er der F.A.Z. auf Anfrage mit.

„Vielmehr habe ich sie sachlich nach ihrer Haltung zu den Parolen gefragt und ihr den historischen Hintergrund erläutert.“ Er sei überrascht, dass Weidel, statt sich von den Parolen zu distanzieren, „Verständnis für ihre Parteifreunde äußerte“.

Kritik kommt von der Polizei und der CDU

Für ihre Aussagen im Interview wird Weidel scharf kritisiert. Der Thüringer Verfassungsschutzpräsident Kramer sagte dem „Handelsblatt“, es gehe Weidel darum, Menschen mundtot zu machen und ein Klima der Angst zu verbreiten. Das sei „nicht nur schlechter Stil“, sondern zeige, „wessen Geistes Kind die Urheber sind“.

Weidels Vergleich des Verfassungsschutzes mit dem früheren DDR-Geheimdienst Staatssicherheit wertet die Gewerkschaft der Polizei (GdP) als Relativierung des damaligen Unrechts. Der GdP-Vorsitzende Jochen Kopelke sieht in ihren „gezielten und menschenverachtenden Attacken“ einen Versuch, die Mitarbeiter des Verfassungsschutzes einzuschüchtern.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann erklärte gegenüber der „Bild am Sonntag“, es sei „schlimm genug“, dass ein Vorstandsmitglied der neuen AfD-Jugendorganisation das Motto der Hitlerjugend „als Vorbild empfiehlt“.

Dass Weidel „diese rechtsextreme Entgleisung“ wenige Tage später nicht nur entschuldigt, sondern selbst eine verbotene SA-Parole mehrfach wiederholt habe, sei „unerträglich“. „Frau Weidel“, meinte Linnemann, „entwickelt sich selbst immer mehr zum rechtsextremen Verdachtsfall.“

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