18 Jahre an Redaktionsspitze: Chefredakteur Wolfgang Krach verlässt „ Süddeutsche Zeitung“

vor 22 Stunden 4

Bei der „Süddeutschen Zeitung“ geht eine Ära zu Ende. Der Chefredakteur Wolfgang Krach, seit 18 Jahren in der Redaktionsleitung, verlässt zum Jahresende das Haus. Die Mit-Chefredakteurin Judith Wittwer bleibt und macht allein weiter, mit Ulrich Schäfer als ihrem Stellvertreter. Ob es wieder ein Doppel an der Redaktionsspitze gibt, ist offen.

Die Gründe für Krachs Abgang benennt der Süddeutsche Verlag offen: Aufgrund „unterschiedlicher Vorstellungen“ zwischen Krach und den Gesellschaftern „über die Gestaltung der Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung der SZ“ habe er angeboten, aus der Redaktion auszuscheiden; darauf hätten sich beide Seiten „einvernehmlich“ verständigt.

Ein „Einvernehmen“ gibt es aber offenbar nur in diesem Punkt, nicht in den Fragen, in denen Gesellschafter, Verlag und Redaktion gemeinsame Lösungen finden müssen. Diese bedeuten bei den Gesellschaftern der „Süddeutschen“, dass stärker gespart werden muss, und aus Sicht der Redaktion, dass es, um dem Anspruch als überregional meinungsbildendes Qualitätsblatt zu genügen, mehr Mittel braucht als etwa bei einer Regionalzeitung. Das ist zwischen den Gesellschaftern und der Redaktion seit Langem ein Streitthema.

Kompliziertes Gesellschaftergeflecht

Seit 2008 gehört die „Süddeutsche Zeitung“ zu 81,75 Prozent der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) und zu 18,75 Prozent der Verlegerfamilie Friedmann. Die SWMH wiederum wird zu jeweils 47,54 Prozent getragen von der Medien Union und der Gruppe Württembergischer Verleger, als starker Mann in diesem komplizierten Gesellschaftergeflecht gilt der Verleger Thomas Schaub von der Medien Union. Der Ankauf der Mehrheit an der SZ soll die Verleger aus dem Südwesten 600 Millionen Euro gekostet haben, als goldenes Investment entpuppte sich das nicht. So erfolgreich die SZ mit ihrem Journalismus ist, so schwer fällt es dem Verlag (wie anderen in der Branche auch), bei einer Auflage von zuletzt knapp 240.000 verkauften Exemplaren Geschäftserfolg einzufahren.

Wolfgang Krach trat als Chefredakteur der SZ 2015 an, damals an der Seite von Kurt Kister. Er trieb das Zusammengehen der Online- und Printredaktion voran und legte Wert auf die Stärke der SZ als Recherchemedium. Kritik zog er Ende 2023 in der Redaktion für sein Verhalten in der Affäre um Plagiatsvorwürfe gegen die damalige stellvertretende Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid auf sich. Die Vorwürfe lösten sich weitgehend in Luft auf. Um herauszufinden, wer der „Maulwurf“ war, der interne Informationen zu dem Vorgang nach außen gegeben hatte, ließ Krach – in Abstimmung mit dem Betriebsrat – prüfen, ob es zwischen IP-Adressen der Redaktion und dem Fachportal „Medieninsider“, das detailliert über eine turbulente Redaktionskonferenz berichtet hatte, Datenverkehr gab. Später bezeichnete er dies als Fehler.

Er habe, „mit allen Höhen und Tiefen – 23 fantastische Jahre bei der ,SZ‘“ gehabt, sagte Krach zum Abschied, „davon 18 Jahre in der Chefredaktion“. Auf diese Zeit blicke er „dankbar und glücklich zurück“. Unter Krachs Führung seien „preisgekrönte Recherchen wie die ,Panama Papers‘“ entstanden, „die international Maßstäbe setzten im investigativen Journalismus“, sagte der SZ-Geschäftsführer Christian Wegner. Krachs „Leidenschaft für die Redaktion und sein Einsatz für journalistische Exzellenz“ hätten das „Haus über Jahre hinweg entscheidend geformt“. Mit weiteren Erschütterungen dieses Hauses muss man rechnen.

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