In der Schachwelt sorgen hochbegabte Kinder regelmäßig für neue Altersrekorde. Wer mit zwölf Jahren schon Großmeister wird, darf sich auf besondere Turniereinladungen und Sponsorengelder freuen. In Indien löst ein neuer Altersrekord nun jedoch eine Kontroverse aus, beim Weltverband Fide wurde eine offizielle Beschwerde eingereicht.
Der erst drei Jahre alte Sarwagya Singh Kushwaha erreichte Anfang Dezember als jüngster Spieler der Geschichte eine offizielle Wertungszahl des Weltschachverbands Fide. Medien weltweit feierten ihn als »Wunderkind«. Dabei ist die Hürde, eine solche Fide-Wertungszahl zu erhalten, relativ gering. Dafür müssen Spieler lediglich mindestens fünf Partien bei einem von der Fide gewerteten Turnier spielen und dabei mindestens einen Punkt holen, also eine Partie gewinnen oder zweimal unentschieden spielen. Wenn der Spieler damit eine Leistungsbewertung von 1400 Elopunkten erreicht, bekommt er eine Fide-Wertungszahl.
Gegen Kushwahas Altersrekord ist nun beim Weltverband Fide offiziell Beschwerde eingelegt worden, berichtet »The Indian Express« . Die Fide wollte das weder bestätigen noch dementieren. Wer die Beschwerde eingereicht hat, schreibt der »Indian Express« nicht.
Verstoß gegen Fair-Play-Grundsätze?
In der Beschwerde heißt es dem Bericht zufolge, es gebe in dem Fall eindeutige Verstöße gegen Fair-Play-Grundsätze. Kushwaha hatte bei Turnieren in seiner Heimat, dem indischen Bundesstaat Madhya Pradesh, drei gewertete Spieler besiegt. Alle drei Spieler seien Trainer der Akademie gewesen, an der der Junge trainiert, heißt es nun in der Beschwerde. »Es scheint, dass die Wertungszahl durch unfaire Mittel erreicht wurde, die eindeutige Verstöße gegen die Fair-Play-Grundsätze der Fide durch die Trainer oder Personen, die die Partien beaufsichtigen, beinhalten.«
Siddharth Singh Kushwaha, der Vater des Jungen, sowie Trainer Nitin Chaurasiya wissen dem Bericht zufolge über die offizielle Beschwerde bei der Fide Bescheid. Sie weisen die Vorwürfe zurück. Kushwaha bestätigte, dass die Gegner seines Sohnes Trainer sind. Dass sie auch an der Akademie seines Sohnes in der Stadt Sagar arbeiteten, sei aber Zufall, die Trainer würden an mehreren Akademien in der Stadt arbeiten.
»Nur weil diese Leute aus Sagar kommen und wir sie kennen, beweist das nicht, dass etwas unfair war. Ich kenne diese drei Leute vom Sehen, da ich selbst eine Schachakademie leite. Sie sind so etwas wie unsere Konkurrenten«, sagte Kushwaha. Er geht davon aus, dass Verbandspolitik in dem Fall eine Rolle spielt. Innerhalb des Schachverbands von Madhya Pradesh gebe es zwei Fraktionen. Eine Fraktion versuche nun, die andere zu attackieren, indem sie seinen Sohn diskreditiere.
In der Beschwerde heißt es weiter, der Dreijährige habe eine Partie gewonnen, weil sein Gegner zur Toilette gegangen und ihm deshalb die Bedenkzeit abgelaufen sei. Der Trainer des Jungen dementierte, dass er die Partie deswegen gewonnen habe.
Wie schnell der Weltverband Fide nun über die Beschwerde entscheiden will, ist unklar.
Schachtalente werden insbesondere seit der Coronapandemie immer jünger. Wie das zu erklären ist, lesen Sie hier.

vor 8 Stunden
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