Viele Kinder und Jugendliche in den USA bleiben aus Angst vor Abschiebungen dem Unterricht fern. Das zeigt eine Umfrage der UCLA. Die Schulen reagieren mit Notfallplänen.
11. Dezember 2025, 5:47 Uhr
Die Abschiebebehörde ICE geht in den USA landesweit brutal gegen Menschen ohne gültigen Aufenthaltstitel vor. Immer wieder sind auch Kinder und Jugendliche von den Razzien betroffen. Das belegt nun auch eine Umfrage der University of California (UCLA) unter mehr als 600 Schulleitern öffentlicher High Schools. Die Rektorinnen berichteten demnach mehrheitlich von Ängsten und sinkenden Schülerzahlen.
Fast zwei Drittel der Schulleitungen im ganzen Land (63,8 Prozent) gaben an, dass Schülerinnen und Schüler aus Einwandererfamilien aufgrund von politischen Maßnahmen oder politischer Rhetorik in Bezug auf Einwanderer dem Unterricht fernblieben. Einige Schülerinnen und Schülern könnten auch deswegen nicht am Unterricht teilnehmen, weil sie zu Hause mehr Verantwortungen übernehmen müssten, wenn ihre Eltern festgenommen worden seien oder sich zu Hause versteckt hielten.
Mehr als Dreiviertel der Schulleitungen (77,6 Prozent) berichteten, dass sie einen Plan erstellt hätten, um auf Einsätze von Bundesbehörden in Schulnähe zu reagieren. Mancherorts wurden diese Pläne den Angaben zufolge auch von den örtlichen Behörden erstellt und an die Schulen weitergereicht. Fast die Hälfte aller Schulen (47,2 Prozent) ist auf Szenarien vorbereitet, in denen Kinder nach Hause kommen und ihre Eltern sind fort, weil sie verhaftet oder abgeschoben wurden. Einer Schulleiterin zufolge berücksichtigt ein solcher Plan simple Fragen wie: Wen soll ich anrufen, wo kann ich bleiben, wo bekomme ich Essen?
"Die Angst ist überall"
"Angesichts der scharfen, teils hasserfüllten Rhetorik und der aggressiven Maßnahmen der Trump-Regierung in der Einwanderungspolitik sollte die Auswirkung auf Schülerinnen und Schüler sowie Schulen niemanden überraschen", sagte John Rogers, Professor für Erziehungswissenschaften an der UCLA. Das Ausmaß der Schäden sei dennoch alarmierend. "Wie uns ein Schulleiter berichtete: Die Angst ist überall", sagte Rogers.
Die Umfrage der UCLA wurde zwischen Juni und August 2025 landesweit mit 606 Schulleitungen öffentlicher High Schools durchgeführt. Die Forschenden führten außerdem im Juli, August und Anfang September 49 vertiefende Interviews mit einer repräsentativen Auswahl der an der Umfrage Beteiligten.
Das US-Heimatschutzministerium hatte Anfang des Jahres die Regeln für Festnahmen von Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus gelockert. Seitdem dürfen ICE-Beamte Personen in oder in der Nähe sogenannter sensibler Orte festnehmen. Neben Schulen zählen dazu auch Kirchen und Krankenhäuser. Bilder von diesen Einsätzen sorgen seitdem wegen ihrer Brutalität immer wieder für heftige Kritik. So auch Anfang November, als eine kolumbianische Kindergärtnerin offenbar vor den Augen von Kindern und Betreuenden unter Schreien verhaftet wurde.

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