Österreich: Little Sweden im Pongau

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Wo kann man „Salsiccia con Kraut“ essen? Zum Beispiel auf einem Christkindlmarkt in Innsbruck. Am vorigen Wochenende, das in Österreich und Italien – wegen eines Feiertags am 8. Dezember – ein verlängertes war, kamen wieder Tausende Italiener auf die Weihnachtsmärkte nach Innsbruck. Und weil sie jedes Jahr um diese Zeit hereinschneien, gibt es Standbetreiber, die ihre Wurst mit Kraut auf Italienisch anbieten.

Von Innsbruck bis zur italienischen Grenze sind es 37 Kilometer. Klar, dass vor allem Südtiroler nach Tirol kommen, aber, und damit sind wir beim Thema, warum in alles in der Welt fliegen Tausende Schweden in der Vorweihnachtszeit nach Bad Gastein, das in Skandinavien „Little Sweden“ genannt wird? Haben sie daheim nicht genug Schnee?

Sie kommen wegen einer Bad-Gastein-Liebesgeschichte aus den 1960er-Jahren (dazu später) und wegen des sogenannten Julbords, das in sieben Hotels in Bad Gastein angeboten wird. Julbord ist der schwedische Weihnachtstisch, ein Buffet mit etwa 80 leckeren Sachen. Es gibt zum Beispiel eingelegten Hering, Trüffel, Schweineschinken, Fleischbällchen, Stockfisch mit Pfeffersoße, Hacksteak à la Lindström,  Aal in Gelee – und, nicht zuletzt, Janssons Versuchung, ein Auflauf, der zumeist aus Kartoffeln, Zwiebeln, Anchovisfilets und Sahne zubereitet wird. Das Julbord ist in Schweden so beliebt wie Astrid Lindgren, das Fahren mit riesigen Oldtimern oder das Feiern von Mittsommer.

In Bad Gastein wird das Julbord seit 1993 angeboten. Anfangen hat alles vor rund 60 Jahren: Der Göteborger Reisebürobesitzer Lars Magnusson verliebte sich bei einem Urlaub in das pittoreske Bad Gastein. Zunächst organisierte er Sprachreisen nach Österreich, Ende der 8oer-Jahre kaufte seine Familie dann ihr erstes Hotel in Bad Gastein. Mittlerweile sind sieben Gästehäuser im Besitz der Magnussons; sie werden in Bad Gastein „die Schwedenhotels“ genannt. Auf den Zimmern des Salzburger Hofs etwa kann man seine Koffer dort abstellen, wo „resväskor“ (Reisetaschen) steht und im Hotel-Fernsehen kann man schwedische Sender empfangen.

Lars Magnusson starb in diesem Spätsommer mit 93 Jahren, den Konzern leitet nun Sohn Ulle Magnusson. Sein Reisebüro in Göteborg bietet STS Alpresor an, das heißt, man kann nach Salzburg fliegen und wird dann mit dem Bus nach Bad Gastein gebracht. „Wir haben hier dreimal pro Woche An- und Abreise“, sagt eine Rezeptionistin des Hotels am Telefon. „Es kommen in der Vorweihnachtszeit etwa 4000 bis 5000 Schweden nach Bad Gastein.“ Die meisten bleiben drei Tage. Am ersten Abend gibt’s den Weihnachtstisch, am zweiten geht's auf die Piste, am dritten reisen sie wieder ab.

Ich war auch mal beim Julbord in Bad Gastein, es ist einige Jahre her. Ich checkte im Salzburger Hof ein, und wenig später rief ein schwedischer Freund an, der auch gerade angekommen war. Er habe an der Rezeption meinen Namen gesagt und gefragt, auf welchem Zimmer ich sei, erzählte er. Da hätten sie gesagt: Der kann hier nicht wohnen. Der hat keinen schwedischen Namen.

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