Gematik: 98 Prozent der Praxisverwaltungssysteme bereit für 2026

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Inzwischen haben 141 Systeme im Gesundheitswesen den Bewertungsprozess für die Medikationsliste der elektronischen Patientenakte (ePA) erfolgreich abgeschlossen. Das geht aus der Konformitätsbewertung (KOB) der Gematik hervor. Bei Praxisverwaltungssystemen entspricht das laut Gematik 98 Prozent des Markts. Falls Arztpraxen ab Januar 2026 nicht über die aktuelle Software verfügen, müssen sie mit Sanktionen rechnen – auch ein Abrechnungsausschluss könnte ihnen bevorstehen.

Mit der ePA für alle wurde die KOB verpflichtend eingeführt – zunächst für die Medikationsliste. 2026 soll der Medikationsplan hinzukommen. Ziel ist, dass nur Systeme eingesetzt werden, die vorgegebene Anforderungen erfüllen und Medikationsinformationen strukturiert, sicher und durchgängig über Systemgrenzen hinweg bereitstellen. Das soll die Medienbrüche verringern und bei Herstellern für klare Anforderungen sorgen. Bei den Kliniken sind ebenfalls Krankenhausinformationssysteme der großen Anbieter gelistet, wobei die Krankenhäuser erst ab April 2026 mit Sanktionen rechnen müssen, wenn ihre Software nicht über ein zertifiziertes ePA-Modul verfügt.

Mit der KOB stellen wir sicher, dass die Systeme interoperabel sind und Standards konsequent umgesetzt werden. Dies sind wichtige Voraussetzungen für das Zusammenspiel der vielen unterschiedlichen Systeme am Markt und entscheidend für die Interoperabilität von Versorgungsprozessen wie dem digital gestützten Medikationsprozess”, sagt Steffi Neumann, Leiterin des Kompetenzzentrums für Interoperabilität (KIG) der Gematik. Für einen leichteren Wechsel zwischen Praxisverwaltungssystemen wird die gesetzlich vorgesehene Archiv- und Wechselschnittstelle zusammen mit einer Tochter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der mio42, entwickelt. Während die Industrie in der Vergangenheit kritisiert hat, nicht rechtzeitig eingebunden worden zu sein, werden diesmal alle Beteiligten „frühzeitig und umfassend eingebunden, um eine praxistaugliche und zukunftssichere Lösung zu entwickeln“.

„Die KOB [...] wird für mehr Dynamik im Wettbewerb sorgen und ist ein wichtiger Hebel für Interoperabilität. Mit der KOB fördern wir die Qualität von Interoperabilität, welche wir für eine moderne Versorgung brauchen. Wir schaffen damit Klarheit für Leistungserbringende und Hersteller“, ergänzt Dr. Florian Fuhrmann, Vorsitzender der Gematik-Geschäftsführung.

Allerdings werden zum Jahresbeginn nicht alle Ärzte und Apotheker die in der KOB gelistete Software nutzen können, weitere werden vermutlich aufgrund nicht mehr getauschter Konnektoren zu tun haben. Von der Gematik heißt es dazu auf Anfrage, dass „herstellerübergreifend [...] noch etwa 5.300 RSA-only-Konnektoren umgestellt bzw. durch eine TI-Gateway-Lösung ersetzt werden [müssen]“.

Von Ärzten gibt es immer wieder Kritik bezüglich der Sanktionen: „Wir beschäftigen uns von Beginn an intensiv mit der ePA und haben uns mit zahlreichen Expertinnen und Experten ausgetauscht. Bis heute sind weder Praktikabilität noch Sicherheit ausreichend gegeben. Auch die ärztliche Schweigepflicht muss unserer Ansicht nach durch die höhere Transparenz der Patientendaten und Diagnosen neu definiert werden. Deshalb fordern wir, die geplanten Sanktionen zeitlich zu verschieben“, betont Dr. Norbert Smetak, Vorsitzender von MEDI GENO Deutschland und niedergelassener Kardiologe. Dass die Krankenhäuser erst zu einem späteren Zeitpunkt sanktioniert werden, findet Smetak ungerecht: Solange die ePA nicht reibungslos in den Praxen funktioniert und wie vergangene Woche zu massiven Ausfällen führt, darf es auch keine Sanktionen geben. Hier ist die Politik in der Bringschuld, nicht die niedergelassene Ärzteschaft“.

(mack)

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