Für die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war die Coronapandemie eigenen Angaben zufolge politisch eine besonders schwierige Phase. Nach der Finanzkrise, der Eurokrise und Russlands Annexion der Krim sei es in diesen Jahren ihrer Regierungszeit noch einmal um grundlegende Werte gegangen, sagte die 71-Jährige bei einer Veranstaltung in Stuttgart. Das habe auch für sie persönlich eine »riesige Herausforderung« dargestellt.
Eigentlich sei die Sache zu Beginn der Pandemie einfach gewesen, sagte Merkel. Aus wissenschaftlicher Sicht und mit Blick auf das exponentielle Wachstum der Infektionszahlen sei es in erster Linie darum gegangen, Kontakte zu vermeiden. »Leider ist das etwas, was unserem menschlichen Wesen zutiefst entgegensteht«, sagte die frühere Kanzlerin. »Wir haben von den Menschen verlangt, sich nicht menschlich zu verhalten.« Dabei sei es soziale Nähe, die den Menschen ausmache.
Ehrung durch Kretschmann
Merkel erinnerte sich auch an ihr Aufwachsen in der DDR. Sie hätte nicht gedacht, dass sie 30 Jahre nach dem Fall der Mauer zeitweise bürgerliche Freiheiten außer Kraft setzen müsse, sagte die Politikerin. »Die Pandemie war eine demokratische Zumutung.«
In Stuttgart erhielt Merkel vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann die Staufermedaille in Gold – eine persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung. Der Grünenpolitiker sagte, er würdige damit Merkels »herausragenden politischen Einsatz während der Coronapandemie«.
Kurz vor dem Ende ihrer letzten Amtszeit sagte Kretschmann über die frühere Kanzlerin, man werde »über die Jahre von 2005 bis 2021 einmal als Ära Merkel reden – ähnlich wie bei den Kanzlerschaften von Konrad Adenauer und Helmut Kohl«. Sie habe »das Land als Lotsin erfolgreich durch die Untiefen der Zeit gesteuert. Das allein ist eine große Leistung, mit der sie eine Ära geprägt hat«.
Mit jedem Ausrutscher von Friedrich Merz wächst die Sehnsucht nach der vermeintlich guten alten Merkel-Zeit: Es ist ihr Ton, ihr Auftritt, den viele vermissen. Mehr über den Kult der Deutschen um Angela Merkel lesen Sie hier.

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